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Herbert Dutzler

Rosen pflanzen

Eine Kriminalgeschichte

Rosen pflanzen

Dass jetzt mein Käseblättchen auch noch von mir verlangt, am Wochenende im Einsatz zu sein, das finde ich schon ein bisschen zu viel des Guten. Wenn ich daran denke, dass sie mich bloß nach Kollektivvertrag bezahlen. Und ein Extra für Samstagsrecherchen, das fällt meinem geizigen Chef nicht ein. „Seien Sie froh, dass Sie überhaupt einen Job haben! Wenn wir die Printausgabe einstellen, dann kann ich Ihnen gar nichts mehr bezahlen!“ Wie satt ich diese Drohungen habe.

Aber was bleibt mir übrig? Einziger Lichtblick: Linda wird mitkommen. Seit wie vielen Jahren ist sie schon meine mehr oder weniger ständige Begleiterin? In den letzten Monaten sind ihre Anspielungen immer deutlicher geworden. Von wegen Familie, und eigenes Dach über dem Kopf. Wir wohnen ja nach wie vor getrennt. Ist mir einfach lieber so. Es reicht mir schon, wenn sie so argwöhnisch schaut, wenn ich mir am Samstagabend noch ein letztes Gläschen Whisky vor dem Schlafengehen genehmige.

Heute allerdings kann ich ihr sogar eine Freude machen, denn es geht zur Landesgartenschau. Mich interessieren ja die Pflanzen nicht so wahnsinnig. Eigentlich überhaupt nicht, genau genommen. Aber Linda ist ein Pflanzenfan. Übrigens auch ein Grund, warum ich keine große Lust aufs Zusammenziehen habe.

Der Chef hat gesagt, ich soll eine Reportage über die Vorbereitungen zu der Veranstaltung abliefern. Ich kann mir keinen langweiligeren Auftrag vorstellen. Vorbereitungen für eine Gartenschau! Da schläft einem doch jeder Leser schon nach der Schlagzeile ein! Tulpenzwiebeln, Rosenknospen und Gärtnerinnen in Jogginghosen mit Erdflecken auf den Knien! Nicht einmal meine Linda macht in ihrer Gartenkleidung eine besonders anziehende Figur. Da sind mir die High Heels schon lieber. Und vielleicht ein kurzes Röckchen. Da kriegen die Burschen Stielaugen, wenn sie beim Spazieren durch die Fußgängerzone an meinem Arm hängt!

Heute allerdings hat Linda Jeans angezogen. „Schließlich gehen wir nicht in die Disco!“, hat sie gemeint. Und für eine Gartenschau, da sind Jeans gut genug. „Schatz, wird dürfen heute überall rein! Auch, wo die normalen Besucher nicht hinkommen!“, versuche ich, sie ein bisschen in Stimmung zu bringen. „Ja, ja!“, antwortet sie eher kühl. „Glaub ja nicht, dass ich nicht weiß, warum du mich mitnimmst: weil du von Pflanzen keine Ahnung hast!“ „Geh bitte!“, wehre ich entrüstet ab, lasse es aber nicht auf eine längere Auseinandersetzung ankommen.