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Herbert Dutzler

Das mit dem Ferdi

Eine Kriminalgeschichte

Das mit dem Ferdi

„Sophie, bringst mir den Fenchel-Orangen-Salat herüber? Ja. Den tun wir dann zu den Debrecziner-Scheibchen in Blätterteig. Nein, die Entenbrust, die kannst noch eingeschweißt lassen. Die mach ich dann selber.“

Irgendwie ist es mit dem Ferdi dann einfach nimmer gegangen. Monatelang, was heißt monatelang, eigentlich jahrelang bin ich ihm in den Ohren gelegen. Dass wir mehr machen müssen aus diesem Standort. Dass man da nicht ewig Burenhäutl, Klobassa und Dosenbier verkaufen kann. Ich mein, wozu bin ich denn in die Tourismusschule gegangen? Matura mit Auszeichnung! Und bei einem Haubenkoch ein Praktikum gemacht. Ich frag Sie, wozu? Damit ich dann jahrzehntelang Eitrige aus dem Kessel fisch? Dabei ist gleich ums Eck die Staatsoper. Vor der Nase, praktisch, die ganzen Kaiser in der Kapuzinergruft. Hinten das wunderbare Museum. Gut, den Hasen vom Düringer, den zeigen sie ja jetzt gerade nicht. Weil der Bleistift von damals das Licht nicht verträgt, hört man. Hätt er sich halt einen besseren Bleistift kaufen sollen, der Düringer. Ja, Dürer, natürlich. Der Düringer, das ist ja dieser ordinäre Kerl vom Fernsehen. Der zeichnet sicher keine Hasen. Kann man ja einmal verwechseln, nicht.

Aber trotzdem! Jede Menge Japaner! Jetzt die Russen! Ich hab sogar schon Russisch gelernt. Strastwitje. Baschalsta. Charascho. Und dann schon die Chinesen. Mihau. Die werden in Massen kommen, das sagen alle. Da musst du vorbereitet sein. Ihre acht Schätze, oder wie das Zeug heißt, das haben sie selber zu Hause. Das brauchen sie hier nicht. Da steigen einem ja die Grausbirnen auf bei dem, was die Chinesen-Standln verkaufen. Knusprige Ente auf Nudeln im Pappstanitzel. Und die Fertigsoßen aus dem Flaschl drübergepatzt. Pfui Teufel! Das können Sie mir glauben, irgendwann werden sie bei der Wissenschaft draufkommen, dass wir alle an diesen grauenhaften Geschmacksverstärkern sterben werden. Glutamat. Und E null null irgendwas. Das sag ich Ihnen. Kommt bei mir natürlich überhaupt nicht in Frage! Das wär ja noch schöner!

Da kannst du, habe ich dem Ferdi immer wieder gesagt, da kannst du nicht einfach Würstel verkaufen, an diesem Standort, immer das Gleiche, wie der Vater und der Großvater. Der Ferdi hat aber gemeint, ein Würstelstand ist und bleibt ein Würstelstand. Und von Tradition und Generationen hat er gefaselt. Und auf das Bild vom Großvater geklopft, mit dem Finger. Ob ich vielleicht nicht zufrieden bin, hat er mich gefragt. Immerhin, jedes Jahr Gran Canaria. Einmal sogar Mauritius. Das sag ich Ihnen aber im Vertrauen, den Fraß dort, den brauch ich nicht einmal geschenkt. Da sind sogar unsere Burenwürste noch besser gewesen, und die sind nicht einmal Bio.