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Edith Kneifl

Wellengrab

Ein Griechenland-Krimi

für Gerti, Manolis und Kassandra

Diese Landschaft ist hart wie das Schweigen presst ihre glühenden Steine in den Schoß presst ans Licht ihre verwaisten Ölbäume und Weinstöcke presst die Zähne aufeinander. Wasser gibt es nicht. Nur Licht.

Der Weg verliert sich in dem Licht und der Schatten der Umzäunung ist aus Eisen.

Jannis Ritsos

Prolog

Nach dreißig Jahren betrat Alexander zum ersten Mal wieder griechischen Boden. Er hatte in Argentinien, Kolumbien und Mexiko gelebt. Ein schiefgelaufenes Projekt in Juárez hatte er zum Anlass genommen, nach Europa zurückzukehren.

Die letzten Jahre hatte er in der Schweiz und in Wien verbracht. In der österreichischen Hauptstadt hatte er sich bald wie zu Hause gefühlt, Wien war ein idealer Platz zum Altwerden und galt nicht umsonst als die lebenswerteste Stadt der Welt. Doch es war auch eine Stadt der Intrigen, der illegalen Geschäfte und tödlichen Geheimnisse, wie er feststellen musste.

Alexander war in einer möblierten Zwei-Zimmer-Wohnung in einem Gründerzeitbau in der Nähe vom Naschmarkt abgestiegen. Er ging viel spazieren, hielt seinen Körper halbwegs in Form, und er lernte Deutsch, die Sprache der Dichter und Denker. Fast war ihm ein bisschen langweilig in Wien gewesen.

Eine Zeitlang hatte er eine russische Freundin gehabt. Sie war zwanzig Jahre jünger als er und viel zu dünn für seinen Geschmack. Aber Natascha war toll im Bett. Toll im wahrsten Sinne des Wortes. Wegen ihrer zahlreichen erotischen Finessen hatte er sie kurz in Verdacht gehabt, eine Professionelle zu sein. Zwar verlangte sie nie Geld von ihm, aber ihre Vorlieben kamen ihn teuer zu stehen: Ihre Lieblingsbeschäftigung war Shoppen, auch vom Kochen hielt sie nicht viel, die Restaurantbesuche kosteten ihn ein kleines Vermögen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, war sie ihm auch körperlich zu anstrengend. Natascha war in jeder Hinsicht unersättlich. Trotzdem hatte er Hemmungen, mit ihr Schluss zu machen.

Durch Natascha kam er in einer Bar der Wiener Innenstadt mit einem schwerreichen Russen ins Gespräch. Bald erledigte er einfache Jobs für Boris – gelegentliche Kurierdienste, die ihn meist nach Luxemburg oder Liechtenstein führten. Heute war er sich sicher, dass die Begegnung mit dem Russen kein Zufall gewesen war. Alexander hatte Natascha nicht viel über sich erzählt, aber offenbar hatte sie geahnt, dass er für illegale Geschäfte zu haben war.

Als er eines Tages für Boris in Luxemburg eine Geldtransaktion erledigte, wurde er bei seiner Rückkehr am Wiener Flughafen von internationalen Fahndern festgehalten und einvernommen. Boris hatte Wien verlassen, ohne Alexander eine Nachricht zu hinterlassen und ihn zu warnen. Die Interpol hatte den Russen wegen Steuerhinterziehung und Betrug auf ihre Fahndungsliste gesetzt.

Etwa zur selben Zeit verließ Natascha Alexander. Er empfand vor allem Erleichterung. Er hatte sie nicht geliebt, war nicht einmal verliebt in sie gewesen. Sie hatte ihm nur die einsamen Nächte erträglicher gemacht.

Alexander konnte es sich nicht erlauben, von der Interpol genauer unter die Lupe genommen zu werden. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Namen zu ändern und unterzutauchen.

Im Internet fand er eine hübsche Atelierwohnung in der Leopoldstadt mit Blick auf das Riesenrad. Die Wohnung gehörte einer Malerin. Sie wollte für ein halbes Jahr nach Frankreich und suchte jemanden, der einstweilen auf ihre Wohnung schaute. Er musste sich also nicht einmal anmelden.

Einen wunderbaren Frühling lang genoss er das luftige Atelier in der Nähe des Praters. Gerne hätte er noch eine Zeitlang weiter in den Tag hineinleben wollen. Doch eines Abends bekam er Besuch. Seine russischen Freunde hatten nicht auf ihn vergessen. Es überraschte ihn keineswegs, dass sie seine Adresse in Wien herausgefunden hatten. Beim Joggen im Prater war er einmal zufällig Natascha begegnet. Sie war in Begleitung eines anderen Mannes gewesen. Wahrscheinlich waren sie im gefolgt.

„Ihr Name ist Alexander Makiris? Sie sind der Grieche?“, vergewisserte sich der Mann in dem eleganten, gutsitzenden Anzug, der so gar nicht zu seiner Verbrechervisage passte.

Alexander zögerte, bevor er nickte. Er wusste, wann Lügen sinnlos war.

„Wir haben einen Auftrag auf Mykonos für Sie.“

Er machte sich nicht die Mühe nachzufragen, wen dieser Mann mit „wir“ meinte, wartete den Vorschlag des Mannes ab, ohne die Miene zu verziehen. Ein Job in seiner alten Heimat. Nicht weit entfernt von der Insel, auf der er geboren worden war. Er hielt das für ein besonderes Zeichen. Außerdem war es höchste Zeit abzuhauen. Wenn ihn die Russen so leicht finden konnten, würde die Interpol wohl auch bald bei ihm auftauchen. Es würde der letzte Auftrag sein, den er annahm. Danach wollte er sich endgültig zur Ruhe setzen.

Die Aufgabe schien nicht besonders schwierig zu sein. Er sollte einen österreichischen Hotelbesitzer auf Mykonos zum Verkauf überreden. Das Honorar klang verlockend und gleichzeitig verdächtig. Für einen so simplen Job zahlte normalerweise keiner fünfzigtausend Dollar. Wenn er seine Wertpapiere und Goldbarren, die er in einer Schweizer Bank deponiert hatte, verkaufte, würde er damit genügend Geld haben, um sich ein Haus auf einer einsamen Insel und ein gebrauchtes Fischerboot zuzulegen. Als Sohn eines Fischers bildete er sich ein, vom Fischfang etwas zu verstehen. Sollte es finanziell knapp werden, könnte er ja wieder seiner ursprünglichen Arbeit nachgehen. Denn zwischen der Türkei und den griechischen Inseln herrschte nach wie vor ein reger Austausch von Waren aller Art, Zigaretten und Cannabis aus dem Mittleren Osten waren auch im heutigen vereinten Europa noch gefragt.

Er stimmte zu.

Bevor der Besucher ging, übergab er ihm ein dickes Kuvert.

Alexander setzte sich auf die Couch und nahm die Fotos aus dem Umschlag. Sorgfältig prägte er sich die verschiedenen Gesichter ein und las die beigefügten Anweisungen. Tatsächlich klang alles nach einem gut organisierten, unkomplizierten Auftrag. Fotos und Zettel verbrannte er, die Asche spülte er im Klo hinunter. Die Russen waren zum Glück genauso altmodisch wie er, kommunizierten ungern per Mobiltelefon oder E-Mail. Anscheinend misstrauten sie ebenfalls den neuen Technologien. Alles war gläsern und kontrollierbar geworden. In seinem Beruf war das schlicht und einfach fatal.

Ohne einen Funken von Wehmut zu verspüren, verließ Alexander am nächsten Tag die Stadt, in der er sich sehr wohlgefühlt hatte, und flog nach Athen.

I. Teil: Piräus

Als ich ihn erblickte, wusste ich sofort, dass es Ärger geben wird. Schnellen Schrittes kam er die Treppe zum Oberdeck herauf. Ich erkannte ihn an seiner Statur und seinem Gang. Im Gegensatz zu mir hatte er sich kaum verändert, die vielen Jahre hatten wenige Spuren bei ihm hinterlassen. Wie die meisten großen Männer ging er leicht gebückt, so als würde er sich seiner Größe schämen.

Das Unglück wird seinen Lauf nehmen, dachte ich, als ich sein Gesicht aus der Nähe sah. Alles Sanfte und Weiche war aus seinen Zügen gewichen. Aber er war immer noch ein schöner Mann. Und er war auffallend gut gekleidet. Hellbeiger Leinenanzug, weißes Hemd, champagnerfarbene Sneakers. Bestimmt liefen ihm die Frauen genauso nach wie in seiner Jugend. Ob ihm das heute bewusst war? Damals hatte er nur Augen für eine gehabt. Er war kein Frauenheld, sondern ein schüchterner, introvertierter Bursche gewesen.

Ich überlegte, ob ich ihn ansprechen sollte, ließ es aber bleiben. Er würde mich nicht erkennen. Vielleicht würde er sich an meinen Vornamen erinnern? So wie alle im Dorf hatte er mich früher immer einfach Frau Christina genannt.

Als er knapp an mir vorbeiging, sah ich ihm in die Augen. Große, dunkle, traurige Augen mit langen schwarzen Wimpern, um die ihn wahrscheinlich jede Frau beneidete.

Ich erschrak. Seine Augen erinnerten mich an jene von Christos, den einzigen Mann, den ich je geliebt hatte. Aber Christos war tot. Die Faschisten hatten ihn 1969 während der Unruhen in Athen umgebracht.

1.

Am Flughafen Venizelos suchte Alexander, nachdem er den Zoll anstandslos passiert hatte, die Herrentoilette in der Ankunftshalle auf. Ein dunkelhaariger Mann stand vor den Waschbecken, nickte ihm zu und entfernte sich rasch. Seine Sporttasche ließ er stehen.

Alexander schnappte sich die schwere Tasche, sperrte sich damit in einer Toilette ein. Er nahm ein paar Sachen heraus und legte sie in seinen Koffer.

Schnellen Schrittes ging er mit beiden Gepäckstücken zum Taxistand.

„Nach Piräus.“

Der Verkehr war wesentlich dichter als vor dreißig Jahren. Der Taxifahrer fluchte permanent. All die Hektik und Huperei erinnerten Alexander an seine Zeit in Buenos Aires. Lächelnd lehnte er sich zurück und ließ seine Blicke über die geschäftige Hafenstadt schweifen.

Baustellen, nichts als Baustellen zwischen hässlichen Mietskasernen und neuerrichteten Glaspalästen. Gestank nach Teer und Abgasen beherrschte die Luft. Die nackten, sonnenverbrannten Oberkörper der Bauarbeiter glänzten vom Schweiß. Junkies latschten mit ihren verlausten Kötern über die frisch asphaltierte Straße, ärmlich gekleidete Frauen mit prallen Plastiksäcken wichen ihnen ängstlich aus. Die Straßencafés waren voll alter Männer, deren arthritische Finger so schnell über ihre Kombolois glitten, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, als sich auf diese Art selbst zu befriedigen. Kräftige Burschen mit breiten Schultern und kurzen Beinen lehnten an ihren Mopeds – rauchend, trinkend, lachend, aggressiv in ihrer Gestik, jederzeit bereit, das Lachen einzustellen und zuzuschlagen. Die Augen der jungen Männer, die vor den Cafés herumlungerten, waren trüb. Schwermut und Hoffnungslosigkeit lagen in ihren Blicken.

„Da ist jemand hinter uns“, sagte der Taxifahrer. „Dieser weiße BMW verfolgt uns, seit wir den Flughafen verlassen haben.“

Alexander drehte sich um. Ein SUV klebte an der Stoßstange des Taxis. „Schneller!“, befahl er dem Fahrer.

„Gegen den habe ich keine Chance.“ Dennoch stieg er aufs Gaspedal und bog scharf links ab. „Wenn es Sie nicht stört, mache ich einen Umweg. Mal sehen, ob er uns weiter folgt.“

Tatsächlich bremste sich der BMW nach der Abbiegung ein, setzte zurück und fuhr hinter ihnen her durch ein Villenviertel.

Sie kamen vorbei an ehemals prächtigen Häusern, an denen der Verputz abbröckelte, und an verwahrlosten Parkanlagen, in denen seit langem nichts mehr blühte. Als sie auf eine von sterbenden Palmen umsäumte, schmutzige Straße mit billigen Geschäften, schummrigen Bars und heruntergekommenen Cafés gelangten, kannte Alexander sich wieder aus. Piräus hatte sich nicht allzu sehr verändert.

In der Bucht lagen dutzende Containerschiffe und riesige Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Der Hafen schien jedoch inzwischen auch ein Eldorado für Segler und Wassersportler geworden zu sein.

Alexander streckte seinen Kopf aus dem Fenster. Der BMW war verschwunden. Beruhigt ließ er seine Blicke über die unzähligen Segelboote schweifen.

„Die Marina ist neu“, stellte er fest.

„Neu würde ich nicht sagen. Seit den Olympischen Spielen 2004 gibt es in Piräus drei supermoderne Yachthäfen.“

Beim Anblick all dieser teils sportlich-eleganten, teils monströsen Yachten verspürte Alexander ein gewisses Unbehagen. Seinem Taxifahrer schien es ähnlich zu gehen. „Verdammte Steuerhinterzieher“, schimpfte er.

Geduldig ließ Alexander die Hasstiraden gegen die griechischen Multimillionäre, die keine Steuern zahlten und ihr Vermögen rechtzeitig ins Ausland geschafft hatten, über sich ergehen. „Verantwortlich für die Krise sind aber vor allem die Deutschen. Der Schäuble und die Merkel! Dabei schulden die uns nach wie vor die Entschädigungszahlungen vom Zweiten Weltkrieg …“

Alexander hatte in Südamerika das griechische Fiasko aufmerksam verfolgt. Seit er in Europa war, hatte er sich noch intensiver mit der massiven Schuldenkrise und der Verarmung seines Heimatlandes befasst. Aufmerksam hörte er sich die Verschwörungstheorien seines Fahrers an.

„Da ist er wieder“, unterbrach dieser plötzlich seine Schimpferei.

Erschrocken drehte Alexander sich um. Der weiße BMW war knapp hinter ihnen. Am Steuer saß ein glatzköpfiger junger Mann.

Alexander nahm die Sporttasche auf seinen Schoß. Vergewisserte sich, dass sein Fahrer nicht gerade in den Rückspiegel sah, holte einen Revolver heraus und steckte ihn hinten in seinen Hosenbund. In diesem Moment bremste sich der Taxifahrer einige Meter vor dem Eingang zu den Anlegestellen der Fähren ein.

„Passen Sie auf sich auf!“ Er deutete auf den SUV, der ihnen bei dem abrupten Bremsmanöver fast ins Heck geknallt wäre und jetzt langsam an ihnen vorbeifuhr.

Alexander gab dem guten Mann ein großzügiges Trinkgeld. Er hoffte, es würde seine Laune bessern.

***

Hitze, Lärm, Staub und Dreck empfingen Alexander im größten Passagierhafen Europas. Hinter ihm befanden sich Sandwichbars und kleine Cafés. Vor ihm hievten andere Taxifahrer die Koffer von Reisenden aus ihren Wagen. Über ihnen flatterten dutzende Möwen kreischend herum, immer auf der Suche nach einer fetten Beute. Hunderte Mopeds drängelten sich zwischen der Autoschlange und den stinkenden Bussen durch.

Die üblichen Großstadtgerüche drangen in seine empfindliche Nase, eine Mischung aus Abgasen, Frittierfett, Bier, Schweiß und Katzenpisse. Die Gehsteige waren voller Zigarettenkippen, Plastikflaschen, gebrauchter Kondome und Hundescheiße. Im Rinnstein schwamm, was in den wenigen überquellenden Papierkörben keinen Platz mehr gefunden hatte.

Alexander atmete tief ein, füllte seine Lungen mit diesem widerwärtigen Gemisch von Gerüchen.

Platsch!

Leise vor sich hin fluchend bemühte er sich, mit einem Papiertaschentuch die Möwenscheiße vom Ärmel seiner Anzugjacke zu entfernen. Er machte alles schlimmer. Der hässliche gelbliche Fleck nahm bereits das doppelte Ausmaß an.

Verärgert ging er weiter. Bevor er den Pier erreichte, sah er sich noch einmal um. Der weiße BMW stand jetzt in der Autoschlange vor der Fähre nach Mykonos. Reiner Zufall? Er glaubte nicht an Zufälle, beschloss, den Glatzkopf im Auge zu behalten.

Am Pier war es überraschend sauber. Nachdem Alexander sich ein Ticket im Büro von Blue Star Ferries gekauft hatte, besorgte er sich eine Pita, eine Flasche Mineralwasser und ein Päckchen Karelia an einem Kiosk. Zwar hatte er sich das Rauchen abgewöhnt, doch seit er griechischen Boden betreten hatte, sehnte er sich nach einer Zigarette.

Er leerte die Hälfte der Wasserflasche in einem Zug. Mit dem Rest reinigte er seine Jacke. Die Mineralien schienen der Möwenscheiße nicht gut zu bekommen.

Erleichtert zündete er sich eine an. Nach den ersten beiden Zügen wurde ihm schwindlig. Er wollte die Karelia gleich wieder ausdämpfen, überlegte es sich anders und nahm einen Bissen von der fetten Pita, bevor er sie in einen Mistkübel warf. Dann rauchte er seine Zigarette zu Ende.

Mit jedem Zug fühlte er sich unbeschwerter. Wie hatte er in den letzten Jahren bloß auf diesen Genuss verzichten können?

Versonnen sah er dem Rauch nach, der sich im Dunst des frühsommerlichen Himmels verflüchtigte. Erinnerungen an sein Stammlokal in Buenos Aires tauchten auf. In dieser Bar hatte er die traurigsten Nächte verbracht, eingehüllt in die Bitterkeit des Alkohols und den Gestank des Zigarettenrauchs. Mit jedem weiteren Zug und mit jedem Schluck Schnaps war ihm sein Elend erträglicher erschienen. Nächtelang hatte er dem Wehklagen des Bandoneons gelauscht und sich in der Einsamkeit verloren.

2.

In trüben Gedanken versunken, hängte sich Alexander die Sporttasche um die rechte Schulter, nahm seinen Rollkoffer in die Linke und ging aufs Schiff. Er war viel zu früh dran. Die Fähre würde erst in einer halben Stunde ablegen.

Der BMW parkte sich als einer der ersten auf dem unteren Deck ein. Alexander versteckte sich hinter dem Gepäckwagen, beobachtete den Mann, der aus dem SUV stieg. Das Erste, was er zu sehen bekam, waren silbern glänzende Cowboystiefel mit metallenen Beschlägen. Beinahe entkam ihm ein Grinsen. War das die neueste Schuhmode in Griechenland?

Er taxierte seinen Verfolger genauer. Der junge Mann war gut gebaut. Eindrucksvolle Muskelpakete malten sich unter seinem engen Jackett und seinen Jeans ab.

Der Cowboy entdeckte ihn. Rasch wandte Alexander seinen Blick ab, verstaute betont langsam Koffer und Tasche in einem Fach des Gepäckwagens und schlenderte dann zur Rolltreppe. Er hatte den Spieß umgedreht, verfolgte nun seinen Verfolger.

Als der glatzköpfige Bursche das erste Deck erreicht hatte, sah er sich unschlüssig um. Alexander duckte sich hinter einem dicken Pärchen, das vor ihm die Rolltreppe blockierte. Die Glatze ging ans Heck des Schiffes.

Erst nachdem sich Alexander vergewissert hatte, dass sich der Bursche allein in der Smoking Area im Freien befand, betrat er die hinter schmutzig beigen Planen versteckte Raucherecke. Er glaubte, kein besonderes Risiko einzugehen, wenn er den Cowboy ansprach. Jederzeit konnte einer von der Besatzung oder ein Passagier daherkommen.

Plötzlich blickte er in die Mündung eines Revolvers. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, stürzte er sich auf den Mann und versetzte ihm einen Tritt in den Magen.

Die Glatze klappte zusammen wie ein Hampelmann. Das Motorengeräusch der Lastwagen, die sich als letzte einparkten, übertönte seinen Schrei.

Alexander nahm die Glock an sich. Was für ein wertvolles Geschenk des Himmels! In seinem Job konnte man eine Waffe, die auf einen anderen Namen oder gar nicht registriert war, immer gebrauchen.

Sein Gegner rappelte sich auf. Alexander versetzte ihm einen zweiten Tritt, erwischte seine Kehle. Der Cowboy verlor das Bewusstsein.

Hastig durchsuchte Alexander die Hosentaschen des Burschen. Seine Brieftasche steckte er ein.

„Wer hat dich beauftragt, mich zu verfolgen?“, fauchte er den jungen Mann an, als er wieder zu sich kam.

Er erntete einen wütenden Blick.

Rasch presste er seinem Gegner den Schalldämpfer der Glock an die Stirn. „Wenn du nicht sofort den Mund aufmachst, bist du tot. Ich zähle bis drei. Eins, zwei …“

„Stavros“, flüsterte der Cowboy.

„Welcher Stavros? Wie heißt er mit Nachnamen?“

„Weiß nicht …“

„Rede endlich! Oder …“

Anstatt den Mund aufzumachen, zog der Idiot ein italienisches Springmesser aus dem Schaft seines linken Stiefels. Der Griff war mit Perlmutt verziert, die Klinge war über zehn Zentimeter lang und kam Alexanders Kehlkopf gefährlich nahe.

„Ai gamisou“, fauchte Alexander. „Fick dich!“, wiederholte er auf Deutsch und riss seinen Kopf zurück, während er dem Jungen gleichzeitig das Messer aus der Hand schlug.

Doch der Glatzkopf schien wieder bei Kräften zu sein. Er brachte Alexander zu Fall, packte ihn mit beiden Händen an der Kehle und drückte zu. Mit letzter Kraft schaffte Alexander es, ihm das Knie in die Eier zu rammen.

Leises Aufjaulen. Instinktiv fasste der Typ sich an den Schwanz. Ein Fehler, denn kaum war seine Kehle frei, wälzte sich Alexander auf ihn und setzte ihn mit ein paar Faustschlägen außer Gefecht. Der Kampf war fast lautlos vonstattengegangen, hatte nur ein paar Sekunden lang gedauert.

Er packte den Mann an den Füßen, schleifte ihn zur Reling und hob ihn hoch. Der Oberkörper des Burschen hing fast zur Gänze über der oberen Eisenstange. Alexander hielt ihn mit beiden Händen am Hosenbund fest.

„Ist dir der Nachname deines Bosses wieder eingefallen?“

Anstatt zu antworten, schlug der blöde Kerl mit Armen und Beinen wild um sich. Der Absatz seines spitzen Stiefels traf Alexander unterm Kinn. Er schrie auf vor Schmerz, ließ den Mann los und hielt sich die Hände schützend vors Gesicht. Der Körper des herumzappelnden Burschen geriet ins Rutschen, glitt wie in Zeitlupe über die Reling.

Alexander reagierte zu langsam, bekam mit seiner Rechten nur ein Hosenbein zu fassen. Als Linkshänder hatte er in der rechten Hand nicht viel Kraft. Der schwere Junge entglitt ihm, knallte auf das sich schließende Einfahrtstor der Fähre und rollte ins Wasser. Die Fähre hatte gerade abgelegt.

Mit starrer Miene sah er zu, wie der Cowboy von den hohen Wellen am Heck des Schiffes erfasst und in die Tiefe gezogen wurde.

3.

„Skata“, schimpfte Alexander, als er die Waffen seines Gegners einsammelte. Sorgsam wickelte er sie in seine Anzugjacke und begab sich auf die Suche nach den Waschräumen.

Die meisten Passagiere waren vollauf damit beschäftigt ihre Plätze zu finden. Dem Mann, der mit gesenktem Kopf an ihnen vorbeieilte, schenkten sie keinerlei Beachtung.

Auf der Herrentoilette hielt Alexander sein Gesicht unter den kalten Wasserstrahl, ließ das Wasser lange über sein lädiertes Kinn rinnen und wusch sich die Hände gründlich mit Seife.

Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er hinunter zum Gepäckwagen eilte. Bevor er die Glock samt Schalldämpfer und das Springmesser in seine Sporttasche stopfte, vergewisserte er sich, dass er nicht beobachtet wurde. Dann schlüpfte er in seine Anzugjacke und nahm schwer schnaufend die Treppe hinauf zum zweiten Oberdeck. Er war nicht in bester Form. Alle Knochen taten ihm weh.

Fast oben angekommen, warf er einen Blick auf das graublaue, schmutzige Hafenwasser. Von dem über Bord gefallenen Mann war nichts mehr zu sehen.

Seine Augen aufs Meer gerichtet, stolperte Alexander über die zahlreichen Plastiksäcke und Taschen einer alten Frau, die neben der Treppe saß.

„Ai sto diaolo!“, rief er, was auf Deutsch so viel wie „Zum Teufel!“ bedeutete. Man fluchte eben immer in seiner Muttersprache.

„Signomi“, flüsterte die Frau, die zusammengekrümmt auf der Vorderkante eines Liegestuhls hockte, erschrocken. Ihren Kopf hatte sie mit einem dünnen weißen Schal vermummt. Die unzähligen Krähenfüße um ihre müden Augen verrieten ihm, dass sie sehr alt war.

„Nein, ich muss mich entschuldigen. Darf ich Ihnen helfen?“

Ohne ihre Antwort abzuwarten, sammelte er ihre Einkäufe ein. Ein Pürierstab und eine moderne Espressomaschine, beides zum Glück in den Originalschachteln, waren nicht das Problem, er drückte sie ihr in die Hand. Als sich das Schiff ein wenig neigte, kullerten einige Orangen, ein Deoroller, diverse Duschbäder und Shampoos die Stiege hinunter. Die verdammten Orangen brachten Alexander zu Fall.

Wieder begann er herzhaft zu fluchen. Er hatte das Gefühl, dass ihn alle Passagiere anstarrten, und bildete sich ein, leises Gelächter zu vernehmen. Außer der alten Frau und einer hübschen blonden Touristin in einer weiten weißen Hose und einem dünnen, langärmeligen weißen Seidenhemd befand sich jedoch nur ein Liebespärchen, das mit sich selbst beschäftigt war, im Freien. Es war sehr windig am obersten Deck.

Die attraktive Touristin amüsierte sich wahrscheinlich über seine Ungeschicklichkeit, obwohl sie keine Miene verzog. Als sie ihm beim Einfangen der Orangen behilflich war, lächelte er sie dankbar an. Die Alte blieb seelenruhig auf ihrem unbequemen Stuhl sitzen und beobachtete die beiden. Erst als sie alle ihre Orangen und Badezusätze wieder in ihren Säcken verstaut hatte, murmelte sie einen Dank.

Alexander sah sich nach seiner Helferin um. Sie war verschwunden.

In diesem Augenblick brach fürchterliches Geschrei am unteren Deck aus.

„Mann über Bord!“, rief ein deutscher Passagier. Die alte Frau machte hastig drei Kreuzzeichen.

Die Schiffsmotoren wurden gestoppt. Alexander beugte sich über die Reling.

Ein menschliches Bein und ein Arm tanzten auf den Schaumkronen der Wellen im schmutzigen Hafenwasser. Als der Kopf eines Mannes zwischen den Gliedmaßen auf und ab zu hüpfen begann, sah es aus, als würde jemand Wasserball spielen.

Auf einmal stand die blonde Touristin neben ihm. Entsetzt starrte sie auf das grausige Spektakel. Die Schaumkronen auf den Wellen hatten sich rotbraun verfärbt. Ein Stück vom Rumpf und ein zweites Bein erschienen auf der Wasseroberfläche, tanzten mit den anderen Fleischstücken ein seltsames Ballett zu den Klängen des aufgewühlten Meeres.

Sie stöhnte laut auf und lief in die Bar.

Ein Rettungsboot wurde über Bord gehievt. Zwei Matrosen bereiteten dem schaurigen Wasserballett ein Ende, indem sie die einzelnen Körperteile aus der unruhigen See zu fischen versuchten. Der Kopf entwischte ihnen immer wieder. Sobald sie ihn mit ihren Paddeln berührten, hüpfte er auf der nächsten Welle ein Stückchen weiter.

Alexander musste sich sehr zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben. Obwohl er bereits unzählige Tote gesehen hatte, bereitete ihm der Anblick einer Leiche, vor allem der Anblick von Leichenteilen, nach wie vor großes Unbehagen. Der Glatzkopf war offenbar von der Schiffsschraube erwischt und zerkleinert worden. Das hatte er nicht beabsichtigt.

War ihm der junge Mann nachgeschickt worden, um auf ihn aufzupassen? Hätte er dafür sorgen sollen, dass Alexander die Angelegenheit im Sinne seiner Auftraggeber erledigte? Oder hatte es sich um den Killer einer Konkurrenzfirma gehandelt, der ihn hätte ausschalten sollen? Letzteres erschien ihm am wahrscheinlichsten.

Übelkeit, Schwindel, Durst, Hunger. Alexander fühlte sich elend. Der Druck in seinem Kopf wurde stärker. Verdammter Blutdruck! Trotz Tabletten bekam er ihn nicht in den Griff. Er atmete tief durch, inhalierte gierig die frische, leicht salzig schmeckende Meeresluft.

Die berüchtigte Gefangeneninsel in der Nähe von Athen, auf der sein Vater jahrelang interniert gewesen war, schälte sich in der Ferne aus dem Dunst und ließ sein Herz noch schneller schlagen. Unwillkürlich fielen ihm die Zeilen eines Gedichtes ein, das sein Vater ihm abends vorm Schlafengehen oft vorgelesen hatte.

Alexander war 1968 auf die Welt gekommen. Kurz nach seiner Geburt war sein Vater verhaftet und auf die Gefängnisinsel Makronissos, gegenüber von Kap Sounion und Lavrio, gebracht worden. 1974 war er mit mehreren Knochenbrüchen, die von den Misshandlungen mit Eisenstangen und Bambusrohren herrührten, nach Hause zurückgekehrt. Er war Kommunist gewesen. Nach seiner Rückkehr war er ein gebrochener Mann.

Zum Glück wird heutzutage niemand mehr nach Makronissos verbannt, nicht einmal ein Mörder, dachte Alexander. Das Straflager gab es nicht mehr.

***

Am Pier trafen die ersten Polizeiautos ein. Die Fähre hatte wieder angelegt. Bald wimmelte es an Bord nur so von Polizisten.

Alle Passagiere wurden befragt. Auch Alexander wurde kurz einvernommen. Er zeigte seinen falschen Pass vor und sagte, dass er am Oberdeck gestanden war und auf Piräus geschaut hätte, als er die Leichenteile im Wasser entdeckt hatte. Die Bullen schienen sich mit seiner knappen Aussage zu begnügen, fragten jedenfalls nicht weiter.

Erleichtert suchte er sich seinen reservierten Platz: einen bequemen Liegesessel in der ersten Klasse. Bevor er sich niederließ, hielt er Ausschau nach der blonden Touristin. Da er sie nirgends entdeckte, widmete er sich To Vima. Diese linksliberale Zeitung hatte er vor dreißig Jahren gerne gelesen. Er vertiefte sich in einen Artikel über die Tragödie der griechischen Fischer auf Fourni. Der Artikel lenkte ihn von dem Unfall ab. In seinen Augen war es ein Unfall gewesen, er hatte den Mann nicht töten wollen.

4.

EU-Subventionsirrsinn lautete die Überschrift. „Griechische Fischer in Nöten. Wie erst jetzt bekannt wurde, verbrannten zwei Fischer auf Fourni letztes Wochenende aus Protest ihre Boote. Die EU nahm kürzlich erneut einen Anlauf, die Überfischung in der Ägäis zu bekämpfen. Angeblich wurden Fischern Prämien bis zu zweihundertfünfzigtausend Euro geboten, wenn sie ihre Boote vernichteten.“

Alexander legte die Zeitung beiseite. Er war zu müde, um sich auf den langen Artikel zu konzentrieren. Der Kampf mit dem glatzköpfigen Cowboy hatte ihn mehr angestrengt, als er vor sich selbst zugeben wollte. Außerdem ging ihm die attraktive Touristin nicht aus dem Kopf. Er beschloss, sich auf die Suche nach ihr zu machen.

Zuerst holte er sich an der Theke einen griechischen Kaffee und ein Glas Wasser. Als er mit dem Fuß die Tür ins Freie aufstoßen wollte, wurde diese von außen aufgerissen.

Alexander verlor das Gleichgewicht. Der heiße Kaffee landete auf dem weißen Seidenhemd der hübschen Blondine.

„Können Sie nicht aufpassen?“ Sie funkelte ihn mit ihren wasserblauen Augen wütend an und schimpfte so laut, dass sich einige Gäste in der Bar nach ihnen umdrehten.

Wenn er etwas hasste, war es, Aufsehen zu erregen. Er war immer stolz darauf gewesen, sich beinahe unsichtbar machen zu können.

„Ver…verzeihen Sie bitte“, stammelte er bestürzt.

Ihr Gesicht entspannte sich. Beinahe wäre ihr ein Lächeln entkommen. Sie musterte den großen, schlanken Mann von Kopf bis Fuß. Dieser Tollpatsch sah verdammt gut aus. Schwarzes, an den Schläfen leicht ergrautes, kinnlanges Haar, ebenmäßige Züge, dunkelbraune Augen, eine schöne klassisch griechische Nase, ein dichter schwarzer Schnurrbart.

Er starrte auf ihre Brüste, die sich deutlich unter dem nassen Shirt abmalten. Sie trug keinen BH.

„Ist was?“, fauchte sie ihn an.

Errötend wandte er den Blick ab. Die ganze Geschichte war ihm unerhört peinlich. „Es tut mir so leid …“

„Mir auch.“

„Wie kann ich das wiedergutmachen?“

„Was heißt gutmachen? Das Hemd ist versaut und mein Gepäck befindet sich unten. Ich werde also hinunterlatschen und mir ein frisches Oberteil holen müssen.“

„Ich habe eine bessere Idee. Hier, halten Sie das bitte.“ Er drückte ihr die fast leere Tasse und das Wasserglas in die Hand, begab sich in den Bordshop und verlangte eines der blau-weiß gestreiften T-Shirts mit der Aufschrift I love Greece. Das Wort love war durch ein rotes Herz ersetzt worden. Als ihn der Barkeeper nach der Größe fragte, rief er sich die Brüste der Blondine in Erinnerung und entschied sich für Medium.

„Wie geschmackvoll!“, sagte sie, als er ihr das T-Shirt reichte.

Sie fackelte nicht lange herum, drehte ihm den Rücken zu, zog ihr beflecktes Seidenhemd aus und stopfte es in ihre Umhängetasche.

Er bewunderte die tiefbraune Haut ihres wohlgeformten Rückens, als sie in das gestreifte T-Shirt schlüpfte. Ein Gentleman hätte weggesehen.

***

Die Fähre verließ mit zweistündiger Verspätung den Hafen von Piräus. Das Knarren und Rattern der Motoren war so laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstand.

Alexander und die Touristin blieben eine Weile schweigend nebeneinander an Deck stehen und sahen beim Ablegen zu. Die Leichenteile waren längst geborgen worden. Die Schaumkronen auf den Wellen waren wieder strahlend weiß.

„Wie kann das bloß passiert sein?“, fragte sie. „Er muss in dem Augenblick über Bord gestürzt sein, als sich die Fähre gedreht hat“, gab sie sich selbst die Antwort.

„Tja, die Sicherheitsvorkehrungen auf den griechischen Fähren entsprechen offensichtlich bis heute nicht den internationalen Vorschriften …“

„In den USA würde der Reeder von den Angehörigen des Opfers verklagt werden.“

„Eine Amerikanerin hätte mich auch wegen des heißen Kaffeegusses und des ruinierten Hemdes verklagt“, scherzte er.

„Vielleicht werde ich das noch tun“, sagte sie, ohne zu lächeln.

Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herab. Das Wasser glitzerte silbern, wirkte friedlich. Je weiter sie aufs offene Meer hinauskamen, desto wohler begann er sich zu fühlen. Er empfand Hochachtung, Ehrfurcht, ja sogar Liebe für das Meer und wurde leicht sentimental.

Zum ersten Mal seit dreißig Jahren sah er die Ägäis wieder. Sowohl der wilde Atlantik als auch der stürmische Pazifik konnten ihm gestohlen bleiben. Das Mittelmeer mit seinen sich ständig ändernden Farben war eindeutig das schönste aller Meere. Und hier stand er nun am obersten Deck eines modernen Schiffes mit einer aufregenden, erotisch sehr anziehenden Frau an seiner Seite … Beinahe empfand er so etwas Ähnliches wie Glück.

Als Athen außer Sicht geriet, bot er ihr eine Zigarette an.

„Rauchen habe ich mir vor drei Jahren abgewöhnt“, sagte sie.

„Ich vor zwei Jahren. Nach diesem Schrecken ist mir jedoch nach ein bisschen Nikotin. Stört es Sie?“

„Im Gegenteil. Ich mag nach wie vor den Geruch.“

Er zündete sich eine an, rauchte schweigend, warf der hübschen Frau nur hin und wieder verstohlene Blicke zu. Sie gefiel ihm ausnehmend gut. So wie viele Männer mochte er blonde Frauen mit großen Brüsten und langen, schlanken Beinen. Selbst ihre unmögliche Frisur gefiel ihm. Lange Haarsträhnen hingen ihr in das ungeschminkte, sonnenverbrannte Gesicht. Das Schönste an ihr aber waren ihre hellblauen Augen.

Er hatte bemerkt, dass sie keinen Ehering trug. Was natürlich nichts zu bedeuten hatte. Mittlerweile wusste er, dass Verheiratete in Mittel- und Nordeuropa oft keine Ringe trugen.

„Lassen Sie mich einmal anziehen?“, bat sie ihn.

Genüsslich zog sie an seiner Zigarette, inhalierte tief und blies ihm den Rauch ins Gesicht. Prompt musste er husten.

„Pardon“, sagte sie, „falsche Windrichtung. Mein Name ist übrigens Laura Mars.“

„Was für ein toller Name!“

„Mein Vater heißt Mars und ist ein Fan von Faye Dunaway. Sein Humor ist gewöhnungsbedürftig. Er hat mich nach der exzentrischen Modefotografin benannt, die Faye Dunaway in dem berühmten Hollywoodfilm Die Augen der Laura Mars verkörpert hat. Sie können sich vorstellen, welch blöde Bemerkungen ich mir deswegen oft anhören muss. Ich habe den Namen trotzdem nach meiner Eheschließung beibehalten, weil mein Label LAMAR damals bereits ein Begriff in der Modeszene war …“

Eheschließung? Hatte er richtig verstanden? „Ich heiße Alexander“, unterbrach er sie.

„Der Große?“, kicherte sie. Sie schien nicht mehr ganz nüchtern zu sein.

Er lud sie auf einen Kaffee ein.

„Hier draußen ist es zu windig. Lassen Sie uns hineingehen“, schlug sie vor.

Auch die alte Frau, über deren Einkäufe er vorhin gestolpert war, saß in der Bar. Ihr halbes Dutzend Säcke und Taschen hatte sie auf den Stühlen um ihren Tisch verteilt. Sie hatte ihre Augen geschlossen, schien im Sitzen zu schlafen.

Da kein anderer Tisch frei war, stellten Alexander und Laura die Taschen und Säcke der Frau auf den Boden und setzten sich zu ihr, ohne zu fragen. Sie wollten sie nicht wecken. Beide konnten nicht ahnen, dass die Alte hellwach war und außerdem Deutsch verstand.

Laura bestellte einen doppelten Metaxa zum Kaffee, stürzte ihn in einem Zug hinunter.

„Den habe ich jetzt gebraucht“, seufzte sie. „Mein Flieger war total überfüllt. Die Wanderer haben mir ihre prallgefüllten Rucksäcke ständig ins Gesicht geknallt, als sie auf der Suche nach freien Gepäckablagen mit ihren schweren Bergschuhen über den Gang getrampelt sind. Ich versuche immer nahe beim Notausgang einen Platz zu kriegen. Ich fliege nicht gerne.“

„Sind Sie mit Aegean Airlines aus Wien gekommen?“

„Ja. Sie etwa auch?“

Er nickte lächelnd.

Alexander war Business Class geflogen und als einer der Ersten eingestiegen. Das hatte er sich so angewöhnt, um die mitfliegenden Passagiere beim Einsteigen abchecken zu können. Er wunderte sich, dass er sie nicht bemerkt hatte. Vielleicht hatte er gerade sein Handgepäck verstaut, als sie an ihm vorbeigegangen war?

Sie fragte ihn, ob er Urlaub in Griechenland machen wolle. „Wie ein Wanderer sehen Sie ja nicht gerade aus. Zum Baden ist es noch zu kalt, außer Sie sind abgehärtet.“

„Ja und nein. Ich bin in der Immobilienbranche tätig, habe auf Mykonos etwas Geschäftliches zu erledigen. Danach will ich nach Hause auf meine Insel.“

„Ihre Insel?“

„Ich bin vor vielen Jahren aus Ikaria weggegangen. Waren Sie einmal auf Ikaria?“

„Nein.“

„Dann sollten Sie demnächst unbedingt einen Besuch dort nachholen. Diese Insel ist eine der schönsten in der Ägäis. Ein schroffes, wildes Eiland mit herrlichen Stränden und von der Außenwelt bis heute ziemlich abgeschnittenen Bergdörfern. Es gibt nicht mehr viele Einwohner. Achttausendfünfhundert oder sogar weniger. Auf der Nordseite fallen die Berghänge sanft zum Meer hinab. Die Südseite ist eher schroff, eine steile, unzugängliche Felsenlandschaft. Aber am Straßenrand gedeihen Feigenbäume, und die Sandstrände sind bewachsen mit Kiefern und Oleandern.“

„Das klingt ja richtig idyllisch. Wieso haben Sie die Insel damals verlassen?“

„Ich hatte triftige Gründe …“

5.

Die alte Christina hatte ihn gleich erkannt, als er an Bord gekommen war. Natürlich verrät er der hübschen Touristin nicht, warum er abgehauen ist, dachte sie. Als er erwähnte, dass er Schiffsingenieur sei und für eine große Reederei gearbeitet habe, schnaufte sie empört und ziemlich laut. Sie hatte nicht gedacht, dass er so ein geschickter Lügner werden würde. Früher hatte sie ihm an der Nasenspitze angesehen, wenn er nicht die Wahrheit gesagt hatte. Heute kamen diese Lügen ganz glatt über seine Lippen.

Irritiert sah sich Alexander nach ihr um.

„Sie schnarcht ein bisschen“, sagte Laura.

„Und Sie wollen Ihren Urlaub auf Mykonos verbringen?“, wechselte er das Thema.

Laura schüttelte den Kopf, holte sich einen zweiten Metaxa von der Bar und wurde auf einmal gesprächiger. „Ich besuche dort Freunde, sonst lebe ich auf Samos. Ursprünglich komme ich aus Wien. In meinem früheren Leben war ich in der Modebranche tätig. Mode interessiert mich aber heute nicht mehr, ich bin Biobäuerin geworden, habe meine Zelte in Wien vor ein paar Jahren abgebrochen und mir auf Samos ein winziges Kalivi gekauft. In diesem Häuschen inmitten eines Olivenhains, in dem früher die Bauern ihre Geräte gelagert und während der Olivenernte übernachtet haben, hat es weder Strom noch Fließwasser gegeben. Ich habe dort so recht und schlecht hausen können, während ich mir ein Stückchen weiter oben einen größeren Bungalow gebaut habe. Das halbverfallene Steinhäuschen habe ich renoviert und benütze es heute als Lagerraum und Vorratskammer für Wasser, Wein und Olivenöl. Drinnen ist es im Sommer angenehm kühl, da es direkt in den Hang hineingebaut wurde. Es hat nur ein Fenster und eine Tür vorne raus. Meerblick inklusive“, sagte sie.

Alexander hörte ihr interessiert zu. „Und wo auf Samos haben Sie sich niedergelassen, wenn ich fragen darf?“, unterbrach er sie.

Auch Christina spitzte die Ohren.

„Ich lebe in einer der schönsten Buchten auf der Südseite, in der Nähe von Psili Ammos. Der Ort heißt Limnionas. Seit zwei Jahren bin ich Selbstversorgerin. Ich lasse meine Ernte pressen, habe also mein eigenes Öl, meine eigenen Weintrauben, Gemüse, Feigen, Tomaten, Melanzani und Zucchini. Alles blüht und gedeiht prächtig. Den Sandstrand, unterhalb meines Olivenhains, habe ich fast für mich allein. Türkisfarbenes Meer, weißer Sand …“

„Wie in der Karibik?“

„Ja, es ist ein Paradies! Leider hat dieser Garten Eden meine Ersparnisse aufgefressen, deshalb habe ich nach Wien fahren müssen. Ich habe mich nach kleineren Betrieben umgesehen, die ich in Zukunft mit meinem Olivenöl und mit eingelegtem Gemüse beliefern könnte.“

„Ich zweifle nicht daran, dass Sie Erfolg gehabt haben.“

„Hören Sie auf, mir zu schmeicheln. Die Ausbeute war eher mäßig. Außer zwei griechischen Restaurants und einem Delikatessengeschäft habe ich keine Abnehmer gefunden. Was soll’s? In den Sommermonaten werde ich halt mein neues Haus vermieten müssen, ein paar Freunde und Bekannte haben mir bereits zugesagt. Ich werde dann wieder in mein Kalivi ziehen, inzwischen habe ich dort einen Stromgenerator und eine Toilette. Die Dusche befindet sich allerdings neben dem Haus im Freien.“

Plötzlich genierte sich Laura für ihre Redseligkeit und verfiel in Schweigen, starrte beim Fenster hinaus. Schuld an der losen Zunge ist die verdammte Sauferei, dachte sie. Und auch dieser gutaussehende Grieche. Normalerweise war sie fremden Menschen gegenüber nicht so vertrauensselig. Aber dieser Mann schien sich tatsächlich für sie zu interessieren.

Alexander schaute sie bewundernd an. Was für eine ungewöhnliche Frau! Außer seiner ersten Liebe waren alle Frauen, die er bisher gehabt hatte, zwar sehr hübsch, jedoch eher dumm gewesen.

Diese Frau ist eine Nummer zu groß für dich, mein kleiner Alexandros, dachte Christina ähnlich wie er.

6.

Als sie sich nach dreieinhalbstündiger Fahrt der Insel Syros näherten, gingen Alexander und Laura gemeinsam ins Freie und schauten beim Anlegen im Hauptort Ermoupoli zu.

„Was für eine schöne Stadt. Sieht irgendwie orientalisch aus“, sagte Laura.

„Im Gegenteil“, widersprach Alexander. „Früher haben hier fast ausschließlich Katholiken gelebt. Heute halten sie sich mit den Griechisch-Orthodoxen in etwa die Waage. Die Katholiken wohnen eher in Ano Syros, am älteren, von uns aus gesehen linken Hügel. Die beiden Städte sind längst zusammengewachsen. Sehen Sie die Bischofskathedrale St. Georg dort drüben? Darunter befinden sich ein Kapuziner- und ein Jesuitenkloster. Nach dem griechischen Aufstand gegen die Herrschaft der Türken sind viele Griechen von Chios und anderen dem türkischen Festland nahen Inseln hierher geflüchtet. Den Namen Ermoupoli verdankt die Stadt Hermes, dem Schutzgott der Kaufleute und Diebe. Einst war sie das bedeutendste Handelszentrum Griechenlands und der wichtigste Hafen des ganzen Landes. Eine moderne, reiche Stadt mit neoklassizistischen Gebäuden, prächtigen Parks, florierenden Fabriken und viel Kultur. Das Apollo-Theater zum Beispiel ist bereits Mitte des neunzehnten Jahrhunderts erbaut worden. Erst mit der Eröffnung des Kanals von Korinth ist Piräus zum größten Hafen geworden, und Ermoupoli hat an Bedeutung verloren. Aber es gibt hier noch eine Hochschule und viele interessante Museen.“

„Woher wissen Sie das alles? Haben Sie mal hier gelebt?“

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein. Ich habe eine ausgezeichnete Lehrerin gehabt.“

„Sie würden einen guten Fremdenführer abgeben.“

„Haben Sie was übrig für Malerei? In der Kirche Kimisi Theotokou hängt ein echter El Greco. Die Dormitio der Mutter Gottes.“

„Oh!“ Laura hatte es die Rede verschlagen. Nicht wegen der Erwähnung des berühmtesten griechischen Malers, sondern weil sie diesem Alexander, der aussah wie ein in die Jahre gekommener italienischer Gigolo, nicht zugetraut hätte, dass er sich für Bildende Kunst interessierte.

Wieder zurück in der Bar, fragten sie diesmal die alte Frau, die inzwischen hellwach wirkte, ob sie sich zu ihr setzen dürften. Christina nickte und bedeckte die Hälfte ihres Gesichts erneut rasch mit ihrem Schal. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren.

„Im Grunde mag ich Mykonos nicht“, sagte Laura. „Die Insel ist mir viel zu kahl und zu trocken. Im Sommer soll dort alles braun und grau sein.“

Während sie sprach, bemühte sie sich vergeblich, ihre langen Haare mit Hilfe einer Spange in den Griff zu kriegen. Einige Strähnen hingen ihr nach wie vor ins Gesicht. Alexander wäre ihr gern behilflich gewesen, traute sich aber nicht, ihr Haar zu berühren.

Sie kam dann auf die schwer überhöhten Preise in Mykonos zu sprechen. „Stellen Sie sich vor, vor kurzem habe ich in einer österreichischen Zeitung gelesen, dass einem Ami und seinen fünf Freunden in einem Restaurant in Klein-Venedig fast sechshundert Euro für sechs Portionen frittierte Calamari abgeknöpft wurden. Das ist krank, oder?“

In Zusammenhang mit den enormen Preisen erwähnte sie einen Freund, Theo Niemayer, einen Österreicher, der nahe dem Zentrum, der Chora, ein sündhaft teures Boutiquehotel besaß.

Alexander zuckte zusammen, als er den Namen ihres Freundes vernahm. War das nicht sein Zielobjekt, der Mann, den er, mit welchen Methoden auch immer, zum Verkauf zwingen musste?

Er überlegte, ob er das geplante Treffen mit Theo Niemayer ansprechen sollte. Sie würde es ja sowieso mitkriegen, wenn er in dem Hotel aufkreuzte.

„Mit Ihrem Freund werde ich mich vielleicht zusammensetzen müssen“, kündigte er vage an. „Womöglich hat er ja Interesse, sein Hotel an meine Firma zu verkaufen. Wir zahlen faire Preise. Die Lage in Griechenland wird nicht besser. Auf manchen Inseln haben sie sechzig Prozent Rückgang bei den Nächtigungen.“

„Nicht auf Mykonos. Reich und Schön ist die Krise egal. Sie spüren nichts davon. Außer von den tausenden Passagieren der Kreuzfahrtschiffe wird die Insel hauptsächlich von wohlhabenden Touristen heimgesucht. Viele gutsituierte Schwule, aber auch jüngere, bestens verdienende Heteros lieben Mykonos. Theo wird nicht verkaufen wollen.“

„Sie machen mich richtig neugierig. Als ich das letzte Mal auf dieser Insel war, bin ich nur einigen sonnenverbrannten Rucksacktouristen begegnet.“

„Das ist länger als dreißig Jahre her, oder?“

Er grinste. „Fünfunddreißig? Ich war fast noch ein Kind. Mein Vater und ich haben Verwandte be…“

„Oh, Sie haben Verwandte auf der Insel?“, unterbrach sie ihn.

„Nicht mehr. Sie sind längst tot. Mein Onkel war Fischer, er ist bei einem Sturm umgekommen. Wir sind zu seinem Begräbnis gefahren. Meine Tante hat sich zwei Jahre später erhängt. Bei ihrem Begräbnis waren wir nicht mehr, denn mein Vater ist zur gleichen Zeit an Lungenkrebs erkrankt und bald darauf ebenfalls gestorben.“

Ausnahmsweise sagt er einmal die Wahrheit, dachte Christina. Sie konnte sich sehr gut an all diese Tragödien erinnern.

Entsetzt starrte Laura ihn an.

„Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht mit traurigen Familiengeschichten langweilen. Doch vielleicht können Sie nun besser begreifen, warum ich dieses Land verlassen habe …“

Und warum muss er jetzt wieder lügen, fragte sich Christina.

Als Mykonos in Sicht kam, wünschten Laura und Alexander der Alten eine gute Weiterreise und gingen hinaus an Deck.

Christina reagierte nicht. Sie hatte wieder die Augen geschlossen. Ihre Gedanken waren zu den schrecklichen Ereignissen in der Vergangenheit zurückgekehrt.

***

Ich habe kein schlechtes Leben auf Ikaria. Als ehemalige Volksschullehrerin kenne ich natürlich alle in meinem Dorf, habe sie alle unterrichtet. Trotzdem bin ich immer „die Fremde“ geblieben, die 1969 aus Athen auf diese von Gott vergessene Insel verbannt wurde. Mit einem Gefangenentransport und einer Kugel im Kopf. Abgefeuert aus dem Revolver eines rechtsradikalen Polizisten. Die Kugel hat zum Glück nur meine Stirn gestreift. Trotzdem gelte ich seit damals als nicht ganz richtig im Kopf. Zumindest behaupten das manche Inselbewohner. Die Delle an meinem Schädel sieht man bis heute. Ich versuchte nie, sie mit einem Pony oder Seitenscheitel zu kaschieren, bin stolz auf dieses Zeichen meines Widerstandes gegen die Faschisten, die ganz Griechenland von 1967 bis 1974 terrorisierten.

Der Doktor, der viele Jahre älter war als ich, galt ebenfalls als Außenseiter, obwohl er sich bereits in den Fünfzigerjahren als Arzt auf Ikaria niedergelassen hatte. Er lebte sehr zurückgezogen, war schwer krank. Kein Wunder, hatte er doch die Hölle von Makronissos, den „Teich von Siloah“, wie diese Insel des Schreckens ironisch genannt wurde, nur knapp überlebt. In den Teich von Siloah wurde das Wasser der Gihonquelle des Berges Zion geleitet, sie galt als heiliger Ort, weil dort angeblich Salomo zum König über ganz Israel gesalbt wurde.

Ich bin keine Jüdin, sondern Atheistin und Kommunistin. Atheist und ein Linker war auch der Doktor. Von 1946 bis 1949, während des griechischen Bürgerkriegs, war er gemeinsam mit dem berühmten griechischen Dichter Jannis Ritsos auf dieser Todesinsel in Verbannung. Eine karge Insel, zwölf Kilometer lang und zweieinhalb Kilometer breit. Nicht weit entfernt von Athen. Für die Gefangenen bedeutete sie das Ende der Welt.

Als 1967 das Militär unter Oberst Papadopoulos mit Hilfe der Amerikaner, vor allem des CIA, putschte, um einen Wahlsieg der linken und demokratischen Parteien zu verhindern, brach erneut eine Zeit des Terrors, der Folter und der Vernichtung an. Der Doktor wurde wieder auf diese felsige, wasserlose Insel verbannt, auf der die Sommer glühend heiß und die Winter stürmisch und saukalt sind. Bei seiner zweiten Gefangenschaft brachen ihm die Faschisten tatsächlich das Rückgrat. Mit einem schweren Wirbelsäulenschaden und auf einem Auge erblindet, schickten sie ihn halbtot zurück nach Ikaria. Jannis Ritsos, der ebenfalls zweimal auf Makronissos interniert und mehrmals gefoltert worden war, lebte bis zum Ende der Diktatur 1974 unter Hausarrest auf der Insel Samos.