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Eva Gründel

Mörderbescherung

Ein Weihnachtskrimi aus Neapel

1. Kapitel

Die Neapolitaner wollen Blut sehen – aber für sie soll das Opfer bluten, nicht der Mörder. Zuvor aber wird der Delinquent unter lautem Jubel durch die Straßen getragen, und es wäre nicht Neapel, würde man nicht Wetten darauf abschließen, in welcher Reihenfolge ihn seine treuesten Anhängerinnen begleiten dürfen.

Es ist keineswegs selbstverständlich, wem die Ehre gebührt, dem Heiligen Januarius auf seinem Geburtstagsausflug zu folgen. Diesmal war es die Heilige Teresa, die von den Gläubigen vor ihre himmlischen Kolleginnen Patricia, Agata, Lucia, Maddalena und viele andere mehr gereiht worden war. Dem Applaus nach zu schließen könnte jedoch das nächste Mal durchaus Santa Lucia das Rennen machen. Die Begeisterung für die Heilige aus Syrakus war jedenfalls unüberhörbar am größten.

Elena Martell erhaschte gerade noch einen Blick auf die hoch über den Köpfen schaukelnde Silberbüste des über alles geliebten Stadtpatrons, bevor sie sich in das elegante Kaffeehaus in der Via del Duomo flüchtete. Man musste schon in Neapel geboren sein, um sich freiwillig in dieses Getümmel zu stürzen. Oder ein Tourist, der sich das alljährlich am 19. September und dann nochmals Anfang Mai stattfindende Spektakel rund um das Blutwunder des San Gennaro nicht entgehen lassen wollte. So wie ihre kleine Schar, die sie als Reiseleiterin nun bereits eine Woche lang durch Kampanien geführt hatte.

Nur noch zwei Tage, dachte Elena, während sie den letzten Rest des Milchschaums aus ihrer Cappuccino-Schale löffelte. Eigentlich schade, dass die Reise bald zu Ende geht, denn diesmal waren ihre Gäste besonders nett. Mit einer Ausnahme, aber das wunderte sie schon längst nicht mehr. Ein Ekel war laut ihrer höchstpersönlichen Statistik immer dabei, egal, wie groß oder klein die Gruppe auch sein mochte. Die Statistik irrte nie, denn selbst wenn eine Tour ausnahmsweise einmal ekelfrei sein sollte, dann waren bei der nächsten gleich zwei dabei.

Ob ich dem Raffenseder erzählen soll, was dem „statistischen Ekel“ bei meiner letzten Sizilientour im Mai widerfahren ist? Besser nicht, ein Typ wie der würde das glatt als Morddrohung auffassen! Unwillig runzelte Elena die Stirn. Schon seltsam, dass man sich mit den unangenehmsten Menschen oft am intensivsten befasst! Diesmal würde es keinen toten Teilnehmer in ihrer Gruppe geben, das wäre wohl gegen jegliche statistische Wahrscheinlichkeit! Oder doch nicht?

„Neapel sehen und sterben! Jetzt bekomme ich langsam eine Vorstellung davon, wie das möglicherweise gemeint ist!“ Als könnte sie Gedanken lesen, platzte Adele Bernhardt, die atemlos und mit zerzauster Frisur plötzlich vor ihr stand, mit genau den Worten heraus, die Elena eben durch den Kopf gegangen waren. Mit ihren 75 Jahren war die ehemalige Lehrerin zwar das älteste, aber auch das unternehmungslustigste Mitglied der neunköpfigen Schar.

„Nein, Adele, keine Leichen mehr. Eine im Jahr ist doch wohl genug! Aber was machen Sie schon hier? Sie sollten im Dom sein, denn dort geht es nach der Prozession mit dem Wunder erst so richtig los“, antwortete Elena, während sie mit einer einladenden Geste auf den Platz an ihrem Marmortischchen wies. „Aber vielleicht wollen Sie einen Espresso trinken, bevor Sie sich erneut ins Geschehen stürzen?“

„Leichen? Welche Leichen? Ach so, Sie denken an den seligen Oberstudienrat, der das Zitat falsch interpretiert und Sizilien zum Sterben schön gefunden hatte“, antwortete Adele, bevor sie der Einladung folgte und sich auf dem zierlichen Thonet-Stuhl niederließ. „Nein, ich meine die Vampire vor dem Dom. Es ist unglaublich, was sich dort abspielt. In die Kirche bin ich gar nicht hineingekommen. Vor dem Hauptportal stauen sich die Menschenmassen, dort bewegt sich nichts mehr. Außer den Vampiren, aber denen bin ich gerade noch entkommen!“

„Vampire?“ Verblüfft sah Elena ihr Gegenüber an.

„Blutsauger schlimmster Sorte treiben sich draußen herum. Weibliche und männliche und alle tragen sie rot-weiße Overalls. Jeden, den sie erwischen, schnappen sie sich und schleppen ihn in ihre Höhle.“

„Ach, Sie meinen wohl den Blutspende-Wagen vom Roten Kreuz?“, lachte Elena. „Die sind jedes Mal pünktlich zur Stelle.“

„Blut spenden, damit San Gennaro blutet? Wie passend! Das gibt es auch nur in Neapel“, erwiderte die alte Dame, bevor sie sich bewundernd umsah. Wie kleine Scheinwerfer brachen sich die schräg durch die hohen Fensterscheiben fallenden Sonnenstrahlen an den verspiegelten Wänden, bevor sie die Kristall-Lüster, von denen gleich ein halbes Dutzend von der vergoldeten Kassettendecke hing, zum Funkeln brachten. Belle Epoque vom Feinsten, konstatierte Adele bei sich, nur das Fernsehgerät hinter der Theke ist ein schlimmer Stilbruch. Auch wenn es wie im Moment ohne Ton lief und nur stumme Bilder lieferte.

„Gefällt Ihnen das Café Partenope? Es ist zwar nicht ganz so berühmt wie das Café Gambrinus, aber es ist fast ebenso schön und die Bedienung ist besser.“ Als wollte er ihre Worte unterstreichen, eilte ein distinguiert aussehender Kellner auf Elenas Wink herbei.

„Wenn Sie erschöpft sind, wird Sie ein caffe freddo am schnellsten wieder auf die Beine bringen. Das ist ein eiskalter Espresso, nur leicht gesüßt, dafür aber mörderisch stark“, schlug Elena vor. „Wer Kaffee liebt und kein Problem mit dem Blutdruck hat, ist in Neapel im Paradies.“

„Einverstanden. Und zu Ihrer Frage: Ja, das Kaffeehaus gefällt mir außerordentlich gut. Aber der Fernsehapparat gleich neben der eleganten Glasvitrine und den vergoldeten Akanthusblättern ist eine wahre Schande!“

„Der steht nur ausnahmsweise dort. Weil die lokalen Sender das Blutwunder und alles was sich davor und danach abspielt, live übertragen. Sehen Sie nur, die Prozession ist vorbei und im Dom hat eben die Messe begonnen. Da wird sich vorerst aber nichts tun, denn der gute Januarius macht es gerne spannend. Deswegen sehen Sie jetzt Szenen vor dem Hauptportal. Hier sind auch schon Ihre Vampire, dort hinten links“, erklärte Elena.

„Kann man den Ton nicht einschalten lassen?“, erkundigte sich Adele, die plötzlich ganz und gar nichts mehr gegen das Fernsehgerät einzuwenden hatte. „Von hier aus sehe ich das ganze Spektakel doch zehnmal besser als wenn ich zwischen schwitzenden Leibern stecke!“

In einer Stadt, die sich wie keine andere auf die Jahrtausende alte Zeichensprache versteht, genügte eine dezente Handbewegung Elenas und schon war der Kommentar deutlich zu vernehmen. Seltsamerweise aber war das wimmernde Folgetonhorn des auf der Via del Duomo steckengebliebene Rettungswagens, der sich mit rotierendem Blaulicht mühsam seinen Weg bahnen wollte, stereo zu hören. Ein Blick nach draußen erklärte das Phänomen: Die Ambulanz war just vor dem Café Partenope von Fußgängern, Mopeds und Autos eingekeilt worden.

„Da muss etwas Schlimmes passiert sein“, meinte Elena. „Denn für die üblichen Ohnmachtsanfälle stehen genügend Ambulanzen vor der Kirche bereit. Die sind auch für Herzinfarkte und ähnlich schwere Fälle gut gerüstet.“

Wie zur Bestätigung spekulierte auch der TV-Kommentator, was um alles in der Welt bloß passiert sein könnte, dass gleich drei Polizeifahrzeuge ebenfalls versuchten, mit Blaulicht und Sirenengeheul zum Dom vorzudringen.

„Blut. Überall Blut. Und ein Toter!“ Bleich wie ein Leichentuch tauchte plötzlich Ludwig Jakubowski vor den beiden Frauen auf. „Ich stand fast daneben. Der Mann hat aufgeschrieen und ist dann an die Schulter des Vordermanns gesunken. Umfallen hat er ja nicht können, dazu waren wir alle viel zu dicht aneinander gedrängt. Aber dann gab es auf einmal eine Lücke und da hat man auch schon das Messer in seinem Rücken gesehen. Besser gesagt den Messergriff. Alle Umstehenden haben so lange gebrüllt, bis endlich einer von den Sanitätern zur Stelle war. Da ich ohnedies nichts tun konnte, habe ich geschaut, dass ich weg kam. Was nicht leicht war, wie Ihr Euch vorstellen könnt.“

„Setz Dich erst einmal nieder und trink einen Cognac“, erklärte Adele resolut. „Du siehst ja furchtbar aus.“ Doch noch bevor sie die Bestellung aufgeben konnte, war bereits der Kellner mit einer Flasche Courvoisier und dem dazu passenden Schwenker aus schwerem Bleikristall zur Stelle. „Ich habe mitbekommen, dass es dem Herrn nicht gut geht“, wandte er sich auf Italienisch an Elena. „Darf es für Sie oder die andere Dame auch etwas sein?“

„Das war sehr aufmerksam, danke vielmals. Nein, wir möchten vorerst nichts. Aber bitte drehen sie doch den Ton noch etwas lauter. Ich weiß noch immer nicht, was wirklich geschehen ist“, antwortete Elena.

Auch dem Kommentator fehlte noch immer der Überblick. Dafür spekulierten die wenigen anderen Gäste, die sich an diesem speziellen Samstag im Partenope eingefunden hatten, bereits umso lauter. Kontinuierlich nahm das Stimmengemurmel an Intensität zu, bis es an einen aufgeregten Hornissenschwarm erinnerte, dem man sein Nest vergiftete. Dazu trugen auch all jene bei, die von der Straße hinein in das bisher so friedlich vor sich hinträumende Lokal drängten.

„Mord. Es hat einen Mord gegeben. Vor der Kathedrale“, rief einer der Kellner, der wenige Minuten zuvor hinausgestürmt war. Nach seinen Worten stieg der Geräuschpegel im Lokal um eine weitere Phonzahl an, doch schlagartig wurde es still. Der Fernsehkommentator war endlich an Informationen aus erster Hand gekommen und alle Anwesenden lauschte gespannt.

„Nach neuesten Informationen hat sich vor dem Dom von Neapel ein spektakuläres Verbrechen ereignet. Im dichte Gedränge wurde der 37jährige Renato Cavallino, der gemeinsam mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter am San Gennaro-Wunder teilhaben wollte, unmittelbar vor dem Hauptportal niedergestochen. Das schwerverletzte Opfer wurde sofort medizinisch versorgt. Wie es um ihn steht, können wir derzeit noch nicht sagen.“

„Der Mann war tot. Mausetot. Oder ich müsste mich sehr täuschen“, sagte Ludwig Jakubowski ruhig. Der Cognac hatte seine Wirkung getan und wieder Farbe in seine Wangen gebracht.

„Entsetzlich. Der arme Kerl. Aber schlimm ist auch, dass jetzt wieder einmal Neapel auf der Anklagebank sitzt. Verbrechen geschehen überall, aber wenn hier etwas passiert, dann schürt das natürlich alle Vorurteile, mit denen diese Stadt zu kämpfen hat.“ Elena wurde nicht müde, ihr geliebtes Napoli bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu verteidigen. Und es regte sie jedes Mal aufs Neue auf, wenn ein banaler Banküberfall, wie er überall passierte, Italienweit zur Top-Meldung hochgespielt wurde, sobald der Schauplatz Neapel oder Palermo war.

„Sie meinen also nicht, dass die Camorra dahintersteckt?“ Selbst Adele, die spätestes seit ihrer gemeinsamen Sizilienreise von Elenas Liebe für den Süden Italiens angesteckt war, zeigte sich skeptisch.

„Das kann natürlich sein. Aber es kann sich genauso gut um ein Eifersuchtsdrama, einen privaten Racheakt oder was auch immer handeln“, antwortete Elena, während sie sich nach dem Zahlkellner umsah. „Aber jetzt sollten wir langsam aufbrechen. Oder zumindest ich muss mich auf den Weg machen. Sonst sind die anderen noch vor mir beim verabredeten Treffpunkt und das geht natürlich nicht.“

„Wir bleiben noch ein wenig sitzen und kommen dann nach. La Campagnola heißt das Lokal, habe ich mir das richtig aufgeschrieben?“ Adele Bernhardt fingerte einen Zettel aus ihrer Jackentasche. „In der Via dei Tribunali. Welche Nummer?”

„Weiß ich leider nicht. Aber sie können es nicht verfehlen. Sie müssen nach einer Weinhandlung Ausschau halten. Lassen Sie sich von den Stößen an paketierten Teigwaren und Tomatendosen nicht abschrecken. Gegessen wird im Hinterzimmer, und ich muss rechtzeitig dort sein, damit man uns den bestellten Tisch nicht doch noch wegschnappt. Bis gleich.“

Mit energischen Schritten bahnte sich Elena ihren Weg über den von Fußgängern heillos verstopften schmalen Bürgersteig der Via del Duomo, bevor sie schließlich nach links in die rechtwinkelig abzweigende Via dei Tribunali abbog. Im Moment verschwendete sie keinen Gedanken daran, dass sie sich exakt auf der Hauptachse des griechischen Neapolis bewegte, die heute freilich gut und gern vier Meter über dem antiken Pflaster lag. Das würde sie noch früh genug ihren Gästen erklären müssen, die sich wissbegieriger als erwartet zeigten.

Doch Kulturinteresse hin, San Gennaro-Fest her, erst einmal würde sie ihre kleine Gruppe mit neapolitanischer Hausmannskost verwöhnen. Und zwar in jener Trattoria mit den mit einfachem Packpapier gedeckten Tischen, die der deutsche Künstler und leidenschaftliche Wahlneapolitaner Joseph Beuys in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu seine Lieblingslokal erkoren hatte.

2. Kapitel

„Joseph Beuys hat hier fast jeden Tag gegessen, wenn er in Neapel war. Und er war oft in seiner Lieblingsstadt!“ Um einen Sekundenbruchteil war Elena Edmund Raffenseder zuvorgekommen, der eben zu einer seiner unsäglichen Tiraden ansetzen wollte. Offenbar hatte es ihm als einzigen der Gruppe nicht geschmeckt und das wollte er nun lauthals kundtun. Doch Elena war nicht länger bereit, die Launen ihres schwierigsten Gastes einfach hinzunehmen. Die Stimmung war ausgezeichnet, wozu nicht zuletzt der ehrliche Landwein beitrug, den der Kellner ohne lange zu fragen in gläsernen Karaffen sogleich aufgetischt hatte.

„Wieso gibt es hier keine Speisenkarte? Ich will wissen, was man hier bietet und was es kostet“, hatte der Passauer, der mittlerweile allen auf die Nerven ging, gefordert, als Elena das mündlich vorgetragene Essensangebot des Tages übersetzen wollte.

„Sie können gern ein anderes Lokal aufsuchen. Eine Pizzeria finden Sie in Neapel an jeder Ecke. Ich kann Ihnen aber auch teurere Restaurants empfehlen.“ Damit hatte Elena ihrem Ekel, wie sie den Elektroingenieur bei sich nannte, gleich zu Beginn den Wind aus den Segeln genommen.

„Ich möchte aber gerne hier bleiben.“ Die unerwartete Schützenhilfe war ausnahmsweise einmal von der Ehefrau gekommen. „Hör dir doch erst einmal an, was es gibt!“

Das war sicherlich die längste Rede, die Elena von Alice Raffenseder je gehört hatte. „Gut so“, dachte sie. „Vielleicht lernt sie es doch noch, sich gegen ihren dominanten Mann durchzusetzen. Höchste Zeit wäre es ja. Seinem Benehmen nach gehört er ins vorvorige Jahrhundert. Dabei sind die beiden in meinem Alter. Er ist nur zwei Jahre älter und sie drei Jahre jünger als ich, also gerade einmal Vierzig. Kaum zu glauben, dass es solche Ehen heutzutage noch gibt!“

Als Pasta sah das Tagsangebot „Perciatelli Capodimonte“ vor, ein Gericht, das selbst Elena auf Anhieb nichts sagte. Wie ein Wasserfall betete der Kellner das Rezept herunter. Er konnte sich noch gut an die sympathische Reiseleiterin, die vor einigen Wochen mit einigen Freunden hier gewesen war, erinnern. „Perciatelli sind glatte, dünne Rohrnudeln“, erklärte er bereitwillig, „25 Zentimeter lang und sie haben einen Durchmesser von etwa 5 Millimeter. Nicht zu verwechseln mit den Bucatini, die Sie wahrscheinlich kennen. Bei denen darf der Durchmesser nicht größer als 3 Millimeter sein. Die gibt es aber erst übermorgen! Hausgemacht natürlich.

„Einen Moment bitte. Ich muss das erst übersetzen. Und danke, dass Sie sich für uns so viel Zeit nehmen. Sie heißen Gianni, stimmt’s?“

„Si, Signora. Und nichts zu danken. Wir helfen immer gerne. Besonders aber Stammgästen. Und sie zählen doch dazu.“

Elena war erleichtert, dass die Kommunikation mit dem Kellner so klaglos funktionierte. Denn Reisegruppen sah man in dem Lokal, das nach wie vor als ein beliebter Treffpunkt neapolitanischer Künstler, Journalisten und Intellektueller galt, nicht wirklich gern. Auch wenn die versteckte Gaststube mit ihrem halben Dutzend Tischen ohnedies nur für eine kleine Schar Platz bot, so störten Touristen, die sich als solche benahmen, die Atmosphäre empfindlich. Ein Grund mehr, Edmund Raffenseder erst gar nicht zu Wort kommen zu lassen.

„Für die Salsa werden feingehackte Zwiebel mit einem Salbeizweiglein in Öl angedünstet. Dann gibt man Salamistreifen dazu, die man nach zwei Minuten mit Weißwein löscht. Sobald der Wein verdunstet ist, müssen klein geschnittene Tomaten und etwas Salz in den Topf. Eine Viertelstunde köcheln lassen, Nudeln und Tomatensauce vermischen, geriebenen Parmesan und in Streifen geschnittenen Provolone dazu – fertig!“ Gianni untermalte seine Ausführungen mit einer Geste, die man im gesamten Mezzogiorno verstand. Er drehte den gestreckten Zeigefinger in der Mitte seiner rechten Wange, als wolle er ein Loch bohren, was in der uralten Zeichensprache des Südens hieß: Glaubt mir, dieses Gericht ist eine Köstlichkeit.

Auch das galt es zu übersetzen. Erwartungsgemäß bestellten alle die angepriesene Pasta – und sie erwies sich als so wohlschmeckend, wie Gianni angekündigt hatte. Als Hauptgericht wählte die Gruppe einhellig „Agnello in Fricassea“, was sich als besonders zartes Lammfrikassee mit Erbsen entpuppte. Lediglich Edmund Raffenseder tanzte erwartungsgemäß aus der Reihe, doch auch das war kein Problem. Statt Lamm landete „Braciolone di Vitello“, ein in Scheiben geschnittener Kalbsrollbraten aus dem Rohr, auf seinem Teller.

„Hat es Ihnen geschmeckt?“ Elenas Frage war nur rhetorisch zu verstehen, denn offensichtlich waren bis auf eine Ausnahme alle ihre Gäste mit dem deftigen Mahl, das sich wohltuend von der wenig phantasievollen Hotelküche unterschied, rundum zufrieden. Unaufgefordert stellte Gianni das Dessert auf den Tisch.

„Das sind Susamielli, Plätzchen mit kandierten Früchten und ganzen Mandeln. Bitte greifen Sie doch zu. Auch die hat Joseph Beuys besonders gemocht“, nahm Elena den Gesprächsfaden erneut auf.

„Beuys, Beuys, ich höre immerzu nur Beuys“, nörgelte der Passauer. „Was interessiert mich, was dieser Deutsche gern gehabt hat oder nicht! Ich bin in Neapel und möchte über Neapel etwas hören.“

„Das sollen Sie auch“, antwortete Elena friedlich. Von diesem Ekel würde sie sich nicht provozieren lassen, so viel stand für sie fest. „Beuys hat mehr für Neapel getan, als sie wahrscheinlich wissen. Nach dem schrecklichen Erdbeben vom 23. November 1980 legte er gemeinsam mit dem Galeristen Lucio Amelio den Grundstein für seine Stiftung Terrae Motus. Das verwüstete Neapel wurde zur Metapher, wurde zum Gleichnis der Künstlerexistenz schlechthin. Mehr als 50 Kulturschaffende aus aller Welt griffen dieses Thema auf und machten es zum Motiv einer Endzeit- wie Aufbruchsstimmung. Von Siegfried Anzinger bis Bill Woodrow, von James Brown und Nino Langobardi bis Gerhard Richter und Andy Warhol waren viele ganz Große spontan dabei. Und sie stifteten ihre Arbeiten für eine Sammlung, wie es sie ihresgleichen kein zweites Mal gibt.“

„Können wir die Kollektion sehen?“, wollte Maximilian Wild wissen. Elena war keineswegs überrascht, dass sich der alleinreisende Antiquitätenhändler aus München auch für moderne Kunst interessierte. Abgesehen von Adele und Ludwig war der stets makellos gekleidete Mann sicherlich der kultivierteste Teilnehmer ihrer Schar.

„Ich fürchte, dafür werden wir diesmal keine Gelegenheit haben. Die Sammlung ist seit Jahren im Königsschloss von Caserta untergebracht. Dort kommen wir bei dieser Reise gar nicht hin und ich hätte erst gar nicht davon erzählt, wenn wir nicht im Stammlokal von Joseph Beuys wären. Jetzt aber muss ich leider zum Aufbruch drängen. Heute steht noch ein Besuch der Cappella Sansevero auf dem Programm. Anschließend schauen wir dann nach, was sich im Dom Neues tut. Vielleicht hat San Gennaro bereits ein Wunder bewirkt, wer weiß?“ Bei ihren letzten Worten blickte sich Elena nach Gianni um, der mit gezücktem Kugelschreiber bereits parat stand. In Windseile kritzelte der Kellner eine Zahlenkolonne auf das Packpapier, das als Tischtuch und nunmehr auch als Rechnungsbeleg diente.

Bevor es irgendeinen Einwand geben konnte, nannte Elena die für ein Trinkgeld aufgerundete Gesamtsumme und dividierte sie durch zehn. „Pro Kopf und Nase 17 Euro, wenn ich mich nicht verrechnet habe“, verkündete sie.

„Genial. Auf diese Weise sparen wir enorm viel Zeit“, rief Maximilian Wild begeistert aus. „Sie erlauben doch, Elena, dass ich Ihren Anteil übernehme? Ich möchte Sie gern einladen.“

„Jetzt sind Sie mir zuvorgekommen!“ Scherzhaft drohte Ludwig Jakubowski dem Münchner mit dem Zeigefinger.

„Wir könnten die Zeche doch einfach durch neun dividieren. Dann laden wir alle unsere Elena ein“, mischte sich unvermutet Fritzi Kramer ins Gespräch. Die dralle Oberösterreicherin, die sich die Kampanienreise zum 50. Geburtstag selbst zum Geschenk gemacht hatte, strahlte, als hätte sie eben das Ei des Columbus entdeckt.

Wie peinlich, dachte Elena, die ihre Rechnungen am liebsten selbst beglich. Gut gemeint, aber eben peinlich. Wie die gutmütige Fritzi samt ihrer Freundin Liesi überhaupt rundum leider ziemlich einfach gestrickt ist. Dafür sind sie nett, alle beide. Was man von gebildeteren Leuten leider oft nicht behaupten kann. Und überhaupt, sei kein Snob, Elena! Energisch rief sie sich selbst zur Ordnung.

„Was halten Sie von einem Espresso? Sie werden es nicht glauben, aber selbst in Neapel, wo man meiner Ansicht nach den besten Kaffee der Welt macht, gibt es noch Steigerungen. Wahre Kenner pilgern ins Scaturchio. Sie sehen, die kleine Bar gleich gegenüber der Chiesa San Domenico Maggiore ist gesteckt voll. Denn es sind auch die vielen süßen Sünden, die Sie im Schaufenster sehen, jede Kalorie wert.“

Ohne noch einmal einen Blick zurückzuwerfen, steuerte Elena die Café-Konditorei im Zentrum der Spaccanapoli an. Spaccanapoli! Was es damit auf sich hatte, würde sie besser erst morgen erklären. Aus Erfahrung wusste sie, dass die Aufnahmefähigkeit ihrer Gäste Grenzen hatte. Außerdem erwartete sie in wenigen Minuten ein Gruselkabinett der besonderen Art.

„Wer schwache Nerven hat, sollte sich vielleicht noch rasch für einen Grappa oder einem Limoncello entscheiden“, schlug Elena vor, sobald sich alle vor der Kaffeehaustür versammelt hatten.

„Was um alles in der Welt erwartet uns“, erkundigte sich Fritzi Kramer. „In meinem Reiseführer steht nur, dass wir die Hauskapelle eines neapolitanischen Adeligen zu sehen bekommen.“

„Das ist völlig richtig. Don Raimondo di Sangro, Principe di San Severo hat um die Mitte des 18. Jahrhunderts den berühmten Bildhauer Giuseppe Sammartino engagiert. Dieser schuf eine Christusgestalt, die mit Sicherheit einzigartig ist.“

„Sammartino ist mir ein Begriff. Aber der hat doch Krippenfiguren gemacht! Da kenne ich mich aus, schließlich bin ich Krippenbaumeisterin!“ Stolz blickte Fritzi in die Runde. „Das wollte ich zwar noch nicht verraten, sondern erst wenn wir die berühmte Krippenstraße besichtigen. Aber wenn Sie schon damit anfangen...“

„Das steht morgen auf dem Programm, auch wenn wir eigentlich bereits an Ort und Stelle wären. Dort drüben beginnt die Via San Gregorio Armeno, wo das ganze Jahr über Weihnachten stattfindet. Und mit Sammartino haben Sie völlig recht. Dieser Künstler war sehr vielseitig.“

„Und warum sehen wir uns die Krippen nicht gleich an?“, mischte sich Edmund Raffenseder, der für seinen Geschmack ohnedies bereits viel zu lange geschwiegen hatte, ein.

„Weil wir nicht alles auf einmal machen können und die Cappella San Severo jetzt geöffnet hat. In einer Viertelstunde können wir hinein. Morgen Vormittag aber ist sie geschlossen“, antwortete Elena. „Also, wer will sich vorher noch ein wenig stärken?“

Alle wollten Kaffee, wie sich herausstellte. „Wer möchte dazu einen Limoncello?“, rief Ludwig seinen Reisegefährten zu. „Wenn Elena meint, dass wir unsere Nerven noch brauchen werden, dann erwartet uns sicherlich etwas Aufregendes.“

Bis auf das Ehepaar Linda und Herbert Raschke, das sich während der ganzen Reise stets ein wenig abseits gehalten hatte, bestellten alle den aromatischen Zitronenlikör, eine Spezialität der Costiera Amalfitana, der erst wenige Jahre zuvor seinen Siegeszug durch mitteleuropäische Bars angetreten hatte. Morgen früh würden die Raschkes die Gruppe bereits verlassen, denn sie hatten eine dreiwöchige Kur auf Ischia vor sich, die sie pünktlich antreten mussten. Sonst würde die Krankenkassa, die den Aufenthalt nach einigem Hin und Her genehmigt hatte, nicht dafür aufkommen.

„Wir gehen schon mal voraus, damit wir noch einen Blick in die Krippenstraße werfen können“, meldete sich Herbert Raschke bei Elena ab. „In die Cappella kommen wir dann nach.“

Elena hatte nicht zu viel versprochen. Als sie mit ihrer nunmehr auf sieben Personen geschrumpften Schar in dem rechteckigen Raum stand, waren alle wie erstarrt. Allein schon die für das Barock typische Scheinarchitektur zog die Besucher in ihren Bann. Fasziniert betrachteten sie die allegorischen und mythologischen Figuren, die seltsam lebendig wirkten. Da befreit sich ein Mann allein durch die Kraft seines Geistes aus dem Netz des Irrtums, dort protzt Herkules mit seinen Muskeln, die jenen eines Arnold Schwarzenegger in seinen besten Tagen um nichts nachstehen. Auf dem Deckenfresko betet eine Märtyrerin in einer Wolkenglorie den Heiligen Geist an, allem Irdischen entrückt. Leise erklangen die ersten Töne des Mozart-Requiems aus geschickt verborgenen Lautsprecherboxen, eine perfekte Regie für eine Show der Nekrophilie, wie sie Fürst Sansevero gefallen hätte.

Doch all das war nur Staffage für die liegende Gestalt in der Mitte. Der verschleierte Christus von Giuseppe Sammartino zog alle Blicke auf sich. Ein durchscheinendes Tuch bedeckt Gesichtszüge und Körper des aufgebahrten Heiland, so fein gewoben, dass man meinte, es wäre dem marmornen Leib einfach übergeworfen. Wie auch bei der Allegorie der Schamhaftigkeit von Antonio Corradini, die ebenfalls diese erstaunliche Bildhauerfertigkeit aufweist. Und doch handelt es sich jeweils um ein einziges Monument aus Stein.

Aber ist es das wirklich? Konnten tatsächlich zwei verschiedene Künstler die gleiche Technik bis zur Vollendung beherrschen? Die Neapolitaner sind sich bis zum heutigen Tag nicht sicher, ob bei diesen Skulpturen tatsächlich alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Zu zwiespältig, geheimnisvoll und exzentrisch war die Persönlichkeit des Fürsten, der bereits seinen Zeitgenossen als genialer Wissenschaftler, Alchimist und Magier gegolten hatte.

Er war Großmeister der neapolitanischen Freimaurerloge gewesen, aber auch ein Jongleur der Illusionen, und er hatte damit alles übertroffen, was ein Andre Heller unserer Tage zu ersinnen imstande ist. Mit einem pyrotechnischen Theater, dessen Feuerwerkskörper wie Vögel zwitscherten, hatte er König wie Volk gleichermaßen begeistert. Und noch heute spricht man davon, dass er während dieses Spektakels in einer Kutsche aus Kork, von schwimmenden Pferden gezogen, über das Meer geglitten war.

Mit gedämpfter Stimme erzählte Elena all diese Geschichten aus längst versunkenen Tagen und ihre Worte wurden untermalt von Mozarts letztem Werk. Dies irae, Tag der Rache – wann würde er für Don Raimondo di Sangro wohl anbrechen? Denn sein lange Zeit vor der Öffentlichkeit verborgen gehaltenes „Meisterwerk“ gibt nicht nur den Wissenschaftlern nach wie vor Rätsel auf, es ist auch an Schauerlichkeit kaum zu übertreffen.

Elena führte ihre verstummte Schar in die Krypta zu zwei hinter Glas aufbewahrten Gerippen, um die sich wie Zweige eines Baums versteinerte Adern schlingen. Allein der Gedanke, wie es dem Fürsten gelungen sein mochte, diese unheimlichen Menschenbäume zu schaffen, jagt dem Betrachter Schauer über den Rücken. Diese Überreste eines Mannes und einer Frau lassen nur den Schluss offen, dass Don Raimondo seine alchimistischen Versuche an lebenden Wesen, schlimmer noch, an ihm wie Sklaven ausgelieferten Menschen vorgenommen hatte.

Der zweifellos geniale, aber ebenso skrupellose Adelige hatte vermutlich einem Dienerpaar ein Mittel injiziert, das all ihre Adern und Venen quasi zu Stein werden ließ. Das Fleisch verfaulte, die Kochen verrotteten zum Teil, doch die erstarrten Blutbahnen scheinen bis in alle Ewigkeit unverwüstlich zu sein. Und bis heute konnte man in keinem Labor der Welt entschlüsseln, um welch Substanz es sich gehandelt haben mochte. Fest steht nur, dass die beiden Bedauernswerten bei dem Experiment am Leben gewesen sein mussten, denn sonst hätte sich die teuflische Flüssigkeit nicht so gleichmäßig in ihren Körpern verteilen können.

Elena ließ ihre Gäste in der Krypta zurück. Mochten sie so lange bleiben, wie sie wollten, ihr selbst aber stand der Sinn jetzt nach Luft, Licht und Leben. Ein gutes Dutzend Mal war sie in diesem makabren Mausoleum gewesen, doch gewöhnen würde sie sich an diesen Anblick wohl nie.

Leise war Adele Bernhardt an ihre Seite getreten, doch die sonst so eloquente Lehrerin schwieg. Erst als sich auch Ludwig Jakubowski zu den beiden Frauen gesellte, sagte sie fast unhörbar: „Dafür schmort er jetzt in der Hölle. Ich hätte nie geglaubt, dass ich einmal jemand die ewige Verdammnis wünschen würde. Aber wenn jemand die Strafe Gottes verdient hat, dann dieser Mann.“

„Vielleicht fragen Sie sich, warum ich Sie hierher geführt habe?“ Elena wartete eine Antwort erst gar nicht ab. „Weil ich glaube, dass man Neapel erst dann versteht, wenn man auch die dunklen Facetten dieser Stadt kennt. Ich will ihr weder die Camorra von heute noch die Grausamkeiten von gestern wegschminken. Wer nur die Sonnenseiten sehen will, begnügt sich damit, die unzähligen Kirchen und Museen zu besichtigen. Dem gilt auch die zwischen den engen Gassenschluchten baumelnde Wäsche lediglich als Folklore. Aber ich möchte Ihnen mehr als nur das sattsam bekannte Klischeebild zeigen. Napoli ist für mich die menschlichste Stadt Italiens. Und zudem die witzigste, spritzigste und humorvollste.“

Mittlerweile hatten sich auch die anderen vor dem Portal der San Severo-Kapelle eingefunden. „Höchste Zeit, dass wir uns ansehen, was sich im Dom Neues tut“, forderte Elena ihre Gruppe auf. „Ob San Gennaro wohl schon sein Wunder vollbracht hat?“

„Das ist doch alles ein einziger Schwindel“, lästerte Edmund Raffenseder. „Glauben die Neapolitaner denn wirklich daran, dass sich ein seit mehr als eineinhalb Jahrtausenden eingetrocknetes Blut von selbst verflüssigt?“

„Ja, sie glauben daran und sie lieben ihren Stadtpatron über alles. Als der Vatikan zu Beginn der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts den Heiligenkalender ausgemistet hat, wollte man den Januarius zu einem Heiligen dritter Kategorie abwerten. Sie können sich kaum vorstellen, was damals los war. Die ganze Stadt demonstrierte gegen Rom. Letztendlich haben sich die Neapolitaner durchgesetzt und San Gennaro erhielt seinen ersten Rang in der Reihe der Himmlischen zurück“, antwortete Elena. „Daran hatte seinerzeit auch der unselige Principe di San Severo nichts ändern können!“

„Wie bitte? Sogar am heiligen Januarius hat er sich vergriffen?“, wollte Adele Genaueres wissen.

„Ja. Er hat zum Gaudium seiner Gäste das Wunder in einer exakt nachgebauten Monstranz demonstriert und als chemische Spielerei entlarven wollen. Es ist ihm tatsächlich gelungen, eingetrocknetes Blut zu verflüssigen, ohne sichtbar Hand anzulegen. Aber damit hat er sich im Volk keine Freunde gemacht, glauben Sie mir. Und er hat das Experiment auch niemals wiederholt.“

Als sich die Gruppe kaum eine Viertelstunde später vor dem Dom einfand, herrschte das gleiche Gedränge wie zuvor. Ein Zeichen dafür, dass sich der Stadtpatron weiterhin Zeit ließ. Auch der Blutspendewagen mit Adeles Vampiren war noch da. Nur von der Ambulanz, die sich so mühsam zu dem Opfer des Messerattentats vorgekämpft hatte, war natürlich nichts mehr zu sehen.

3. Kapitel

Jeden Moment würde Elena auftauchen, das wusste Giorgio Valentino ganz genau. Sie war mit Abstand die pünktlichste Frau, die er je kennen gelernt hatte, eine Eigenschaft, an die er sich freilich erst gewöhnen musste. So wie an vieles andere auch. Acht Uhr, bei Pietro in Santa Lucia, hatten sie vereinbart. Und wohlweislich saß der Commissario aus Sizilien bereits eine Viertelstunde früher an einem der mit karierten Wachstüchern gedeckten Tische vor der kleinen Trattoria. Oder besser gesagt der Ex-Commissario, denn wäre er noch in seinem Amt, dann wäre er jetzt nicht hier, sondern in seinem stickigen Büro in Trapani.

Nicht zufällig waren sie hier verabredet. Elena liebte das schlichte Lokal auf dem winzigen Inselchen, wo einst eine der märchenhaften Villen des nicht minder sagenhaften Lucullus gestanden sein soll. Seit dem Mittelalter erhebt sich an dieser Stelle die Normannenfestung Castel dell’ Ovo, das „Ei-Kastell“, denn angeblich ruht der Bau auf einem Riesenei, das auf dem Meeresgrund liegt. Auf so etwas können auch nur die Neapolitaner kommen, dachte Girorgio nicht ohne Neid. Als Sizilianer fehlte ihm jene Gelassenheit, mit der die Bewohner von Bella Napoli schon immer das Leben auf die leichte Schulter genommen hatten.

Melodisch klirrten die Takelagen an den hohen Masten der Jachten, die kaum zwei Meter entfernt an der Hafenmole verankert waren. Eine ideale Begleitmusik zu den Gedanken, die er nicht so ohne weiteres beiseite schieben konnte. Zu viel war seit der Begegnung mit Elena über ihn hereingebrochen. Ausgerechnet der Mord an einem deutschen Oberstudienrat am Westende Siziliens hatte sie im Mai zusammengeführt. Ihn, den ermittelnden Commissario der Polizia Statale von Trapani, und sie, die Reisleiterin aus Österreich, die seit einigen Jahren in Taormina lebte.

Kaum vier Monate lag das zurück, und Giorgio war ziemlich bald klar geworden, dass er an einem Scheideweg stand. Nur zu gut erinnerte er sich an den Tag, an dem er seine Entscheidung getroffen und an alle Argumente, die er für sich selbst ins Treffen geführt hatte. Die Frage an sich war ganz einfach gewesen, nur die Antwort hatte es in sich: Sollte er wirklich sein ganzes bisheriges Berufsleben an den Nagel hängen und neu anfangen? Mit ungewisser Zukunft, denn es war in seinem Alter nicht einfach, nochmals neu zu beginnen. Sollte er wirklich mit 46 Jahren noch einmal durchstarten und das ausgerechnet bei den Carabinieri, die er genauso wie seine Kollegen stets abgelehnt, ja mehr noch, verachtet hatte. Ihrer Arroganz wegen, die sie, wo immer sie auftauchten, gegenüber der in ihren Augen minderen Truppe an den Tag legten.

Er war sein Leben lang Polizist gewesen, ein Beamter der Polizia Statale und kein Carabiniere. Kein Mitglied jener Polizeieinheit, die ihr Selbstbewusstsein nicht zuletzt ihrer militärischen Rangordnung verdankte. Dementsprechend unterstanden die Carabinieri auch dem Verteidigungsministerium und nicht sowie die „gewöhnliche“ Polizei dem Innenminister.

Nach seinem spektakulären Erfolg, der einen beispiellosen Kunstraub verhindert und der Welt ein bis dahin unbekanntes Meisterwerk aus der Renaissance beschert hatte, war der Chef der Kunst-Squadra in Rom an ihn herangetreten. Ob er nicht Lust hätte, künftig für sie zu arbeiten, hatte ihn Colonello Francesco Nicotra gefragt. Nach entsprechender Einschulung natürlich. Und nicht nur das. Sollte sich alles wie geplant entwickeln, würde er, Dottor Giorgio Valentino aus Trapani, eine neue Zweigstelle der Kunstdiebstahlsjäger in Catania aufbauen.

Als Chef, denn derzeit gab es nur eine Abteilung in Palermo und eine weitere in Syrakus, die bisher wenig erfolgreich agierten. Gefangen im bürokratischen Dschungel und verstrickt in ein undurchschaubares Geflecht aus Protektion und Korruption, waren die sizilianischen Ableger dieser Carabinieri-Spezialtruppe so gut wie nicht existent.

In Rom hingegen galt die investigative Abteilung des „Comando Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale“, kurz T.P.C. genannt, als die weltweit erfolgreichste Polizeieinheit, die sich ausschließlich mit Kunstraub, Schwarzgräbern, Antiquitätenschmuggel und Fälschungen beschäftigte. Die Italiener waren die ersten gewesen, die bereits 1969 diese Spezialtruppe eingesetzt hatten. Und die Erfolge konnten sich wahrlich sehen lassen, wie ihm „Comandante“ Nicotra bei ihrem ersten Treffen in Rom voll Stolz erklärt hatte. Die Carabinieri hatten seither mehr als eine halbe Million archäologischer Stücke beschlagnahmt, und in ihren Dateien waren die Namen der raffiniertesten Diebe und Schwarzmarkthändler ebenso gespeichert wie die Details von zwei Millionen gestohlenen Kunstwerke.

Das war wahrlich eine andere Liga als jene, in der Giorgio als kleiner Commissario in einer sizilianischen Provinzhauptstadt spielte! Andererseits wusste er nur allzu gut um die Fallstricke, die auf ihn warteten. Ganz zu schweigen von der tödlichen Verachtung aus den Reihen seiner ehemaligen Kollegen. Dass aber auch die neuen ihn nicht mit offenen Armen empfangen würden, war ebenso sicher wie das Amen im Gebet.

Gedankenverloren war Giorgio an jenem heißen Julitag, an dem er sich endlich über seine Zukunft klar werden wollte, die von Palmen gesäumte menschenleere Hafenpromenade seiner Heimatstadt entlang geschlendert. Um diese Nachmittagsstunde verschlief Trapani die heißeste Zeit. Auch auf den Jachten, die im sicheren Brackwasser vor sich hin dümpelten, regte sich keine Menschenseele, und selbst die Tragflügelboote und Fährschiffe, die das „Festland“ Sizilien mit den Ägadischen Inseln Levanzo, Favignana und Marettimo verbanden, hielten dem Fahrplan entsprechend Mittagspause.

Es war höllisch heiß, wie es im Hochsommer in Siziliens westlichstem Vorposten auch gar nicht anders zu erwarten war. Afrika war nahe, daran ließ auch der Wüstenwind Scirocco, der sich wieder einmal in den verdorrten Palmenblättern verfangen hatte und roten Saharasand durch die ausgestorbenen Gassen der barocken Altstadt fegte, keinen Zweifel.

Bis zum 1. August musste er sich entscheiden, am 1. September könnte er mit der Einschulung anfangen. Nicht in der Zentrale in Rom, sondern in Neapel, der wichtigsten Dependance der Kunst-Squadra. Dort hatte man allein schon mit der Kontrolle von Pompeji, wo sich Schwarzgräber jahrzehntelang schamlos bedient hatten, alle Hände voll zu tun. Dazu kamen einige aufsehenerregende Villeneinbrüche, sowohl in Neapels Nobelviertel auf dem Posillipo als auch auf Ischia und Capri.

Im schmalen Schatten, den ein geschlossener Getränkestand warf, ließ sich Giorgio auf einem Poller nieder. Irgendwann gibt es für jeden eine Stunde der Wahrheit, dachte er. Und mir schlägt sie jetzt. Was will ich? Was erwarte ich von meinem Leben? Seit der Begegnung mit Elena stand es jedenfalls auf dem Kopf. Bliebe er bei der Polizei, dann würde er weiterhin in Trapani leben müssen, denn eine Versetzung nach Catania war gänzlich ausgeschlossen. Öfter als ein-, zweimal im Monat würde er sie nicht sehen können. Ihre Liebe würde zu einer Wochenendbeziehung verflachen und schließlich enden, wie alle seine Beziehungen seit seiner Scheidung geendet hatten. Mit einem wehmütigen Blick zurück.

Elena! Wie eine Fata Morgana sah er plötzlich ihr apartes Gesicht vor sich. Sah, wie sie sich mit einer energischen Geste die blonden Haare aus der Stirn strich. Sah die Grübchen in ihren Wangen, hörte ihr Lachen, spürte ihre Hand auf seinem Gesicht. Erinnerte sich an die Zärtlichkeit in ihrer Stimme, wenn sie nach stundenlangen Diskussionen über Gott und die Welt mahnte, dass es nun doch vielleicht Zeit wäre, zu Bett zu gehen.

Diskussionen! Mit keiner Frau zuvor hatte er wirklich reden können. Über die Bücher, die er liebte, über die Musik, die ihn berührte, über Gedanken, die aus seinem tiefsten Innersten kamen. Keine Sekunde war ihm an ihrer Seite jemals langweilig gewesen – und es würde ihm bis ans Ende seiner Tage mit ihr gemeinsam niemals mehr langweilig sein.

Eigentlich sind die Würfel längst gefallen, gestand er sich ein. Nur der kleine Schritt, zuzugeben, dass in Wahrheit nur sie der Grund für seinen Aufbruch zu neuen Ufern war, fehlte noch. Genau das aber war der Haken. Konnte er es sich wirklich so leicht machen? Ihr den Schwarzen Peter zuschieben und wenn es mit der neuen Karriere schief ging, sie dafür verantwortlich machen? Er würde es zwar niemals aussprechen, doch das änderte nichts an den Tatsachen. Ohne Elena würde er im alte Trott weitermarschieren. Sein Leben würde ruhig weiterlaufen. Ohne Höhen und ohne Tiefen, dafür aber risikofrei.

Wie mutig oder besser gesagt wie feig bist du also wirklich, Giorgio Valentino? Nicht mutiger oder feiger als die meisten anderen Männer, die er kannte. Aber erst wenn er sich zu der Erkenntnis durchringen konnte, dass er und nur er allein die Verantwortung für sein Leben trug, hätten er und Elena eine reelle Chance.

Die Sonne hatte mittlerweile auch den Schlagschatten des Kiosks erreicht, doch Giorgio spürte die Hitze nicht. Reglos blieb er sitzen. Was würde Mutter dazu sagen? Flüchtig dachte er, dass ihn die Meinung seines Vaters weit weniger interessierte. Dieser hatte sich ohnedies immer aus allem und jedem herausgehalten. Weder zu seiner Hochzeit mit Angelica noch zu seiner Scheidung vor nunmehr auch schon zehn Jahren war ihm ein Kommentar zu entlocken gewesen. Sprachlosigkeit zwischen Vater und Sohn hatte stets ihr Verhältnis bestimmt. Bis heute.

Nur zu gut aber erinnerte er sich jedoch, wie seine Mutter das Scheitern seiner Ehe aufgenommen hatte. Wie jeden Abend saß sie, als er ihr damals reinen Wein einschenken wollte, am Wohnzimmertisch. Und wie immer lag eine aufgeschlagene Patience vor ihr. Ohne aufzublicken hörte sie sich an, was ihr Sohn ihr mitzuteilen hatte.

„Was möchtest du jetzt, dass ich sage?“, fragte sie, nachdem er verstummt war.

„Ich weiß es nicht. Etwas Tröstliches vielleicht. Oder einen Vorwurf. Irgendetwas!“

„Trösten kann ich dich nicht, das musst du mit dir selbst ausmachen. Aber etwas zum Nachdenken kann ich dir mitgeben.“

„Glaube mir, ich habe gründlich darüber nachgedacht. Und ich habe es mir nicht leicht gemacht.“

„Darum geht es doch gar nicht. Aber sieh dir doch einmal diese Karten an!“

„Du willst mir doch nicht statt einer Antwort jetzt die Karten legen?“

„Nein, das tue ich nie. Ich bin keine Wahrsagerin, sondern ich spiele Patience. Aber das ist vielleicht ein guter Vergleich, um auszudrücken, was ich meine. Jeder von uns bekommt vom Schicksal so ein Kartenspiel in die Hand. Ein fertig durchmischtes. Das Leben zwingt uns dann dazu, es nach bestimmten Regeln aufzulegen. Wir wissen nicht, was die nächste Karte bringt. Es kann eine verhängnisvolle sein, dann ist das Spiel aus. Manchmal sogar, bevor es richtig begonnen hat. Wie bei deiner Cousine, die so jung an Krebs gestorben ist. Andere haben mehr Glück, sie dürfen weiterspielen. Aber sie müssen Entscheidungen treffen, welche Karte sie wohin legen. Das kann, muss aber nicht, entscheidend sein, ob die Patience aufgeht oder nicht. Die Reihenfolge, wie die weiteren Karten fallen, ist längst getroffen. Von dem, der sie gemischt hat. Du kannst ihn Gott nennen. Oder Schicksal. Aber du und nur du hast immer wieder die Möglichkeit, dem Spiel durch deine Entscheidung eine Wendung zu geben. Du kannst gewinnen oder verlieren, einzig und allein durch deine Wahl. Außer du hast, wie gesagt, das Pech, dass dir der große Kartenmischer keine Chance lässt.“

Er hatte ein gutes Blatt gehabt, bisher. Und seine Entscheidung, sich von Angelica zu trennen, war richtig gewesen. Danach war alles einfach so dahingeplätschert, hatte sich gleichsam alles von selbst ergeben. Doch jetzt war es wieder einmal so weit. Würde in dem Paket, das den Rest seines Lebens ausmachte, das As auf die richtige Stelle fallen? Vielleicht nur dann, wenn er jetzt, hier und heute Platz dafür schuf? Oder würde er in vollem Bewusstsein, was er tat, die falsche Karte wegräumen und den Trumpf in eine hoffnungslose Position manövrieren?

Giorgio stand auf und klopfte sich den Staub von seiner Hose. Er wusste mit einem Mal, was er zu tun hatte. Elena war aus der Verantwortung entlassen, sie hatte seine Karten weder gemischt noch bestimmt, wie er sein Spiel spielen sollte.

Danke, Mutter! Nichts zu verändern könnte genau so verhängnisvoll sein wie ein energischer Eingriff ins Geschehen, das wusste er jetzt. Und auch, dass es kaum etwas Schlimmeres gibt, als versäumten Chancen nachzuweinen.

Er würde nicht mehr länger ein Commissario der Polizei, sondern ein Capitano der Carabinieri sein. Und wo das alles entscheidende As letztlich hinfällt, das wird sich früher oder später ohnedies zeigen.

4. Kapitel

Das ist Neapels Schokoladenseite, dachte Giorgio, als er die beeindruckenden Fassaden der Via Partenope betrachtete. Die letzten Sonnenstrahlen brachen sich in den blitzblanken Fensterscheiben der Nobelhotels aus dem Fin de siècle, die sich am Lungomare von Santa Lucia wie Perlen an einer Kette aneinander reihen.

Elena war mit ihrer Gruppe im „Vesuvio“ abgestiegen, der teuersten, aber auch traditionsreichsten Herberge von Santa Lucia. Das Hotel, in dem man voll Stolz das Sterbezimmer des großen Enrico Caruso zeigt, wurde vor einigen Jahren vorbildlich restauriert und verbindet seither die Eleganz von gestern mit dem Komfort von heute. „Meine Agentur hat geschickt verhandelt“, hatte sie Giorgio am Telefon erklärt. „Außerdem sind es ja nur drei Nächte, und Neapel ist schließlich der letzte Höhepunkt der Kampanien-Tour.“

Während Elena mit ihren Gästen aus Deutschland und Österreich Salerno und Paestum, Amalfi, Ravello und Positano, aber natürlich auch Pompeji und Herkulaneum besucht hatte, war Giorgio längst mit Sack und Pack nach Neapel übersiedelt. Seit drei Wochen hauste er mehr schlecht als recht in einer hässlichen Dienstwohnung im ebenso hässlichen Vorort Portici. Und seit fast einem Monat hatte er Elena nicht mehr gesehen. Dementsprechend nervös blickte er dem Wiedersehen entgegen. Gedankenverloren zerkrümelte er ein Stück Brot über dem Körbchen, das ihm der Padrone des Lokals „Da Pietro“ ebenso unaufgefordert gebracht hatte wie eine Karaffe Wein und eine große Flasche Mineralwasser.

Würden sie einander fremd geworden sein? Vier Wochen sind eine lange Zeit für eine junge Liebe! Eine Sorge, die sich Giorgio ersparen hätte können. Schon von weitem winkte ihm Elena fröhlich zu. Mit ihrem zielstrebigen Reiseleiterschritt eilte sie über die kurze Steinbrücke, die von der Uferpromenade zum Castel dell’ Ovo führt. Fünf Minuten zu früh, konstatierte Giorgio amüsiert. Das ist wieder einmal typisch. Und kaum hatte er den Satz zu Ende gedacht, war seine Nervosität wie weggeblasen.

Gut zwei Stunden hatte Elena Zeit gehabt, sich von den Anstrengungen des Tages zu erholen, und das Ergebnis der späten Siesta konnte sich sehen lassen. In weißen Jeans, einem tomatenroten, ärmellosen T-Shirt und frisch geföhnten Haaren sah sie einfach umwerfend aus.

„Was habe ich bloß für ein Glück“, murmelte Giorgio leise vor sich hin, bevor er aufsprang, um Elena mit einem Kuss zu begrüßen. „Salve, amore mio, was schleppst du denn da an?“

„Salve, Giorgio. Eine Beute, die ich bei den Bouquinisten auf der Piazza del Plebiscito gemacht habe. Du weißt doch, während des San Gennaro-Fests machen sich gleich gegenüber vom Königspalast Buch- und Antiquitätenstände breit.“

„Daran kannst du natürlich nicht vorbeigehen. Zeig her, was hast du gefunden?“

„Eine Rarität. Einen längst vergriffenen Bildband von Luciano De Crescenzo. Dem Autor der schönsten, klügsten Neapel-Bücher, die je geschrieben wurden.“

„Elena, willst du mir vielleicht erklären, wer De Crescenzo ist? Ich habe alles von ihm gelesen. Von Cosí parla Bellavista bis zur Geschichte der griechischen Philosophen. Und natürlich auch Zio Cardellino, diese köstlichen Parodie auf Karrieren und Karrieristen.“

„Entschuldige, aber nach einem Reiseleitertag kann ich das Belehren manchmal einfach nicht abstellen. Meine Gäste kannten De Crescenzo jedenfalls nicht. Mit Ausnahme von Adele und Ludwig natürlich. Aber sie war schließlich Philosophieprofessorin und er Buchhändler.“

„Apropos. Dort drüben gehen die beiden, wenn mich nicht alles täuscht. Soll ich rufen? Oder besser noch, ich laufe hin, denn ich glaube, sie haben uns noch nicht bemerkt.“

„Du hast die beiden ja seit Mai nicht mehr gesehen. Aber du könntest sie doch auch morgen treffen und dann Erinnerungen an unsere Mörderjagd auf Sizilien austauschen. Beim Abschiedsabend im Vesuvio. Den darf ich nicht schwänzen. Nimm Dir bitte frei und komm auch. Heute aber bin ich lieber mit dir allein.“ Zärtlich blickte Elena den Mann an, den sie erst so kurz und doch schon so gut kannte.